Laut gedacht mit Defanzy: Die Religion der neuen Generation

Kennt ihr dieses Gefühl: Überall um euch herum, schwirren Meinungen und Gedanken, Wortschnipsel aus dem Facebook-Stream und Kurznachrichten der Massenmedien. Wir werden geprägt durch eine Überflutung an Informationen unserer technologisierten Welt und verlieren bei der Vielzahl an Themen oft sogar den Überblick. Am Ende setzten wir uns nicht mehr mit dem auseinander, was uns wirklich bewegt. Sich eine Meinung zu bilden, ist wichtig. Es ist sogar unerlässlich! Doch sind unsere Meinungen und Interessen heute nur noch Trends?

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Eine neue Seite in den unergründlichen Weiten des Internets, will nun dazu inspirieren, sich nicht mit den Trendthemen des medialen Rauschs zufrieden zu geben, sondern sich stattdessen die Ideen und Geschichten herauszupicken, die uns tatsächlich beschäftigen und unsere Gedankenwelt bereichern. Defanzy ist mehr als ein Informationsdienst. Es geht darum, laut zu denken: Was geht dir zur Zeit durch den Kopf? Was ärgert dich? Was berührt dich? Was lässt dein Herz höher galoppieren? Meistens sind wir gar nicht allein mit unseren Gedanken. Irgendwo gibt es immer einen anderen Menschen, der etwas ähnliches fühlte, etwas ähnliches sah und etwas ähnliches schlussfolgerte. Indem wir unsere Ideen teilen, bereichern wir nicht nur uns selbst, sondern gleichzeitig auch die Erkenntnisse der anderen. Defanzy ermutigt dazu und gibt dir die Möglichkeit dich mit den unterschiedlichsten Dingen zu befassen. Gegliedert sind die Gedanken in die fünf Themenfelder Spirit, Welt, Ratio, Liebe und Pionier. Sie lassen genügend Spielraum für jede persönliche Interpretation.

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Mir persönlich fallen zum Beispiel die meisten Dinge auf, wenn ich reise. Allein der Blick in eine an mir vorbeiziehende Landschaft aus dem Zugfenster oder das Beobachten des unendlichen Wolkenmeers aus dem Flugzeug, lässt mich nicht nur träumen, sondern gibt mir oftmals die Zeit, mich mit Erlebtem zu beschäftigen und die einzelnen Puzzlesteine einer jeden Erfahrungen zusammenzusetzen. Natürlich sind die Erlebnisse in einem anderen Land dann meistens auch noch intensiver, da unsere Wahrnehmung durch eine fremde Kultur geprägt wird. Auf meiner Rückreise von Georgien nach Berlin vor knapp einer Woche, hat mich vor allem ein Thema ganz besonders beschäftigt: An was glauben wir heute eigentlich?

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Der Glaube und Sinn dahinter ist etwas, mit dem sich Menschen seit ihrem Gedenken auseinandersetzen. Georgien inspirierte mich dabei ganz besonders. Was viel nicht wissen: Es ist eines der Länder, welches die ersten christlichen Gemeinden besaß. Bereits im 3. Jahrhundert wurde das Christentum hier zur Staatsreligion. Ich betrat auf meiner Reise also Kirchen und Basiliken die 1500 Jahre alt waren und in denen Glaube bereits vor Beginn des Mittelalters seinen Platz fand. Was mich dabei jedoch am meisten beeindruckte, war die Tatsache, dass in Georgien vor allem die jungen Menschen immer gläubiger werden. Während die sehr eigenständige georgisch-orthdoxe Kirche zu Zeiten der Sowjetunion praktisch aus dem Lebensalltag der Menschen zurückgewichen ist, bekennen sich heute viele junge Georgier wieder zu einem Glauben, der tief in ihrer Geschichte verwurzelt ist. Und auch auf meinen Reisen zuvor, nach Istanbul und Dublin, war es unübersehbar, dass Religion in anderen Kulturen einen viel größeren Stellenwert hat, als in Deutschland. Sich mit Spiritualität auseinanderzusetzen, ist in anderen Ländern alles andere als uncool und rückschrittlich, sondern eine Bereicherung.

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Nun werden einige böse Zungen behaupten, dass wir die Zuwendung zu einem Gott oder einer Religion nicht mehr nötig haben, da unsere wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und sozialen Erkenntnisse bereits weit über die verblendeten Irreführungen einer kirchlichen Gemeinde herausreichen. Doch brauchen wir wirklich keinen Gott und keinen Glauben mehr in unserem Leben? Oder gibt es nun „neue“ Religionen, die an die Stelle der alten getreten sind?

Als vor einiger Zeit auf der Tanzfläche ein Freund zu mir meinte: „Eigentlich ist Techno heutzutage unsere wahre Religion“, wusste ich nicht genau, ob ich darüber lachen oder eher weinen sollte. Ist Techno meine Religion? Wohl eher nicht. Aber der Vergleich liegt nicht so fern, wie man im ersten Augenblick vermutet. Die Musik wird zu einer Bewegung Sie führt die Menschen zusammen, verbindet und gibt ihnen einen Weg vor. Die Euphorie und der Glaube an etwas „Besonderes“ mit eingeschlossen. Insbesondere wenn die Technojünger die Wirkung ihres Rauschs durch kleiner Wundermittelchen verstärken, glauben sie dem Himmel nahe zu sein. Passend dazu der Club als Hort der Anbetung. Die Stätte an dem sich eine willige Generation versammelt und sich selbst feiert. Kein Wunder also, dass das Berghain auch gern als „Kathedrale Berlins“ bezeichnet wird. Doch hat das noch etwas mit Glaube zu tun? Ist das eine Form von Religion? Klar werden Freundschaft und Liebe, als verbindende Werte gehuldigt. Aber gibt uns diese Gemeinschaft wirklich Halt?

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Wahrscheinlich werde ich in der Kürze der Zeilen, nun keine Antwort auf die vielen Fragen finden und könnte meine Gedanken rund um das Thema „Spirit“ noch viel umfassender ausführen. Sicher ist: Weder die Arroganz einer sich alles erklärenden rationalen Gesellschaft, noch die Oberflächlichkeit einer liebestaumelnden Technogeneration oder die Scheuklappen fanatischer Religionsanhänger entsprechen meinem Bild von Glaube, Erkenntnis und Religion. Dennoch denke ich, dass ein bisschen mehr Glaube und innere Zuversicht unserer oft orientierungslosen und Sinn suchenden Generation gut tun würde. Ob Gott, Allah, Shiva oder Adonai dabei nun cool oder uncool ist, oder ob jeder seinen eigenen Namen für das kreieren muss, an das er glaubt, bleibt am Ende wohl eine ganz persönliche Entscheidung.

Lust bekommen weiterzudenken oder dich von mehr Themen inspirieren zu lassen? Dann schau unbedingt auf Defanzy vorbei!

All pictures by Helen Hecker


Disclaimer: Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung von Defanzy. — AUCH AUF ELECTRU WERBEN?