Recap: So war’s bei Schoolboy Q im Astra Berlin

Menschen von Konzerten zu berichten, obwohl sie selbst nicht anwesend waren ist ja immer so eine Sache. Zwischen ,,Fuck war das geil!“ und ,,Es ging sooo ab!!!“ existieren noch diverse andere Varianten, seinem Gegenüber empathische Regungen zu entlocken. Oft muss man sich mit einem gelangweilten ,,Ach ist ja cool, dass ihr Spaß hattet...“ zufriedengeben. Und ja, wir hatten verdammt noch mal Spaß!

Vergangenen Sonntag gastierte Schoolboy Q im Astra in Berlin und wir waren dabei. Warum auch immer; Quincy Matthew Hanley ist das einzige Mitglied der TDE-Posse, der derzeit diverse Konzerte in Berlin, Frankfurt, Hamburg und Köln spielt. Auch wenn sich Q spätestens seit seinem Debütalbum ,,Oxymoron“ weitreichend einen Namen machen konnte – ausverkauft war Berlin dennoch nicht.
,,Blank Face“ ist düster und autobiografischer als es ein erster Blick zulassen würde. Ein Selbstportrait mit familiärem Themenschwerpunkt. Drogensucht als auch der finanzielle Ruin der Familie spielen eine zentrale Rolle. Inhaltlich ein gelungenes, durchdachtes und Beat-technisch abwechslungsreiches Album. Nun stellt sich die Frage: Zu schwermütig für ein Konzert, auf dem man eventuell ,,ein bisschen Party“ machen will?

Wir müssen gestehen: wir waren überrascht und nachhaltig sehr zufrieden mit der Show. Nach Rapkonzerten nun wirklich keine Selbstverständlichkeit. Natürlich waren keine namhaften Gäste wie Kendrick Lamar, SZA oder Isaiah Rashad anwesend. Außerdem hatten wir gehofft, dass Kanye ja vielleicht in die psychiatrische Abteilung der Charité verlegt wird und einen kurzen Abstecher ins Astra macht. Leider nein. Dennoch wurden wir gut 1 1/2h mit alten und neuen Produktionen des Rappers beehrt. Die Angst, Q würde sich nicht die Mühe machen, ebenfalls Tracks aus ,,Oxymoron“ zu spielen, war unbegründet.

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Man kann sich darüber streiten wie sich ein Publikum auf Konzerten zu verhalten hat. Mit 95% Männeranteil und immer leeren Toiletten auf Rapkonzerten habe ich mich als Frau recht schnell anfreunden können. Dass man sich bei einem Typ von 1,90m auch schon mal vordrängeln muss um etwas zu sehen, auch. Jedoch erachte ich es als schwierige Situation, wenn die Crowd einzig und allein dann abgeht und sich regt, wenn er Act es verlangt. Seid ihr selbst auf Konzerten, gebt euch hin und wartet nicht darauf, dass der Künstler will, dass ihr eure Arme hebt und ,,fuck that shit“ brüllt. Vielleicht liegt es an Identifikationsproblemen zwischen Künstler, der Musik und dem Konsumenten. Oder schlichtweg am Alter des Publikums. Der Besuch eines Konzert bedeutet, dass eine symbiotische Beziehung zwischen Musiker und Publikum entsteht. Das war vergangenen Sonntag leider nicht ausreichend der Fall. Alles in allem hat Schoolboy Q dennoch abgeliefert, Stimmung verbreitet und es geschafft, dem Publikum das ein oder andere Mal den verkifften Kopf freizupusten.

Kendrick Lamar und Isaiah Rashad könnten sich für kommendes Jahr ruhig mal ein Beispiel an Schoolboy Q nehmen, und uns hierzulande beehren. Bis dahin haben wir euch ,,Blank Face“ bereitgestellt, bitteschön: