"Heeeeidi..Ähm... Heeeeeli, Heeeli! Deine Welt sind die Beeeerge! Heli, hier oben bist du zu Haus...", so oder so ähnlich könnte der Soundtrack zu dieser Reise beginnen. Jawohl, Heli ist in die Schweizer Berge zurückgekehrt, und zwar mit großen und vor allem vielen Schritten. Laut iPhone waren es ganze 66.283 Schritte, 458 Stockwerke und über 50 Kilometer in vier Tagen. Machbar! Wie? Das verrate ich euch hier in meiner Liebeserklärung an Flims
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Vielleicht erinnern sich einige von euch noch an mein Schweizer Ski-Abenteuer im Winter in Laax. Ich hatte euch damals von meinem ersten Mal auf zwei Brettern berichtet. Seitdem waren fünf Monate vergangenen und aus dem weißen Winterwonderland, wurde ein atemberaubendes Auenland! Fröhlicher als einer kleinen Hobbit, sprang ich deswegen in die Luft, als ich nach der circa zweistündigen Reise von Zürich nach Laax endlich mein Ziel erreicht hatte. Im stylischen rocksresort wartete auch schon ein traditioneller Schweizer Apéro darauf von uns verschlungen zu werden. (Apéro ist eine Art Apertif und heißt soviel wie trinken und snacken vor dem Essen! Yeah!) Für die super(!)leckere Birnen-Lavendel-Limo habe ich euch sogar das Rezept mitgebracht!

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Eine Stärkung ist in den Bergen besonders wichtig, denn hier geht es energietechnisch so richtig zur Sache! Aktiv bedeutet hier so richtig AKTIV! Nicht nur ein bisschen nett wandern und Blumen pflücken. Nein! Während im Winter Laax vor allem Freeryder auf die Piste lockt, ist im Sommer Flims der Hotspot, um sich in ein Abenteuer zu stürzen. Am besten ihr lest einfach weiter und erfahrt warum…

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RELAXEN WIE DIE WALDFEEN: CREASTA SEE

Gleich nach dem Apéro machten wir uns nicht zu Fuß, sondern per E-Mountainbike auf die Socken. Das „E“ vor dem Mountainbike sei hierbei besonders zu betonen! Nie wieder in meinem Leben will ich auf den Elektro-Antrieb in den Bergen verzichten. Jede noch so steile Monsterstrecke kann man mit den Bikes meistern, dann macht das Downhill fahren gleich noch mehr Spaß und man kommt garantiert ans Ziel. Vorbei an der bombastischen Rheinschlucht und pittoresken Almen glitzerte es uns mitten im Wald entgegen: Der smaragdgrüne Cresta See. Glasklar und garnicht so kalt wie erwartet, war der Sprung ins Wasser! Erkunden kann man den See am besten per Stand-Up Paddling. An diesem Märchensee vermutet man jede Sekunde, dass die Nymphen emportauchen und mit den Waldelfen eine Party starten. Nicht ganz so, aber ähnlich feierten auch wir unser Willkommen in der Schweiz: Bei Lagerfeuer-Romantik und Mondschein gabs Würstchen, Stockbrot und Käsekrainer. Von letzterem habe ich leider viel zu viel gegessen. Bitte nicht nachmachen, denn der Weg zurück ist dann umso länger. Unbedingt nachmachen solltet ihr dagegen das Schweizer Dessert auf dem Grill: Ovomaltine im Pizzateig! Unbezahlbar!

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KLETTERN WIE DIE GÄMSE: SUNRISE OVER PINUT

Weil man in Flims wie versprochen aktiv bleibt, war unsere Nachtruhe am nächsten Tag früh zu Ende. 3:30 schrillte unbarmherzig der Wecker und ich schlüpfte total vernebelt und ein wenig nörkelnd in meine Kletterschuhe. Das war der Preis für den Sonnenaufgang auf dem Klettersteig! Mit Taschenlampen bewaffnet und in kürzester Zeit stapften wir keuchend durch den dunklen Wald. Gespenstisch schön lag dann nach einer halben Stunde Wegstrecke der älteste Klettersteig der Schweiz vor uns. Der von Hirten bereits im 18. Jahrhundert gebaute Klettersteig führte über drei fast senkrechte Felsstufen hoch zum Pinut. Diese Alm in Mitten der imponierenden Felswand des Flimsersteins war seit jeher kostbarer Weideplatz und wird bis heute von glücklichen Kühen bewohnt. Deren Milch schicken die Bauern per Seilbahn täglich ins Tal, denn um den Pinut zu erreichen, kommt man ums Klettern nicht herum.

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Der Steig, den früher nur Wagemutige hochkraxelten, kann mittlerweile mit der passenden Ausrüstung auch von Kletteranfängern erstürmt werden. Ich war ganz in meinem Element: Leitern, schmale Bretter über schwindlige Höhen und traumhafte Fernsichten. Im Nu hatte ich meine Müdigkeit vergessen und das Adrenalin schoss in mein Blut. Sobald man den Berg bezwungen hat, gibt es nur noch ein Gefühl unsäglicher Freiheit! Auf dem Pinut-Plateau warteten dann bunte Bergwiesen, die ich gleich nutzte um einen Blumenkranz zu binden. Weniger lustig war dagegen der Abstieg: Steil und steinig führt eine alte Römerstraße ins Tal hinab. „Straße“ ist an dieser Stelle wohl eher der falsche Ausdruck. Die Jahrhunderte alte „Scala Mola“ fällt den Berg mit Verzicht auf Serpentinen schnurstracks hinab. Wie die Kühe im Herbst den Römer-Weg zum Almabtrieb gestalten, würde ich nur zu gern einmal miterleben! Nach einem etwas entkräfteten Nickerchen am märchenhaften Caumasee neigte sich der Tag dann auch dem Ende. Der erste Berg war erklommen, der nächste folgte zu gleich…

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EINMAL GIPFEL: SEGNESPASS, TOP OF THE ROCKS!

Am folgenden Tag durften wir nichts von der Packliste vergessen, denn die Nacht verbrachten wir auf 2627m Höhe. Das Abenteuer ging weiter! Nach einer gemütlichen Gondelfahrt auf die Naraus Hütte (ich wurde erneut zum Kleinkind!), starteten wir eine wunderschöne Panoramawanderung Richtung Segneshütte. Umso mehr wir uns dem beeindruckenden Massiv der Tschingelhörner näherten, umso größer wurde der Respekt vor unserer Tagestour. Erneut gestärkt mir lecker Schweizer Rösti, begannen wir den Aufstieg zum „Martinsloch“. Mein Hunger verhielt sich übrigens kongruent zum Energieverbrauch: Schlimmer als die Raupe Nimmersatt. Insgesamt bewältigten wir fast 800 Höhenmeter an einem Tag. Bevor uns die letzten Kilometer durch eine Mondlandschaft zu unserem Ziel auf dem Segnespass führten, durchwanderten wir noch die einst vom Gletscher geformte Ebene des Unteren Segnesboden. Der Gletscher ist mittlerweile leider bis zum Berggipfel abgeschmolzen, zurückgelassen hat er jedoch fruchtbare Natur, Blumenmeere, Wasserfälle und wilde Gletscherbäche. Fast nirgends lassen sich die Gebirgsbildungsprozesse der Alpen besser erkennen als hier. Die Gebirgslandschaft um den Piz Sardona ist weltweit einzigartig und wurde deshalb vom UNESCO-Komitee 2008 zum Weltnaturerbe erklärt.

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Doch bald schon verschwand das satte Grün und Schneefelder säumten unseren Weg zur Mountain Lodge. Unsichtbar zwischen Geröll und Steinen erklommen wir die letzten Meter und wurden mit einem Panorama „Herr der Ringe“-like und Graubündner Rötli-Schnaps belohnt. Lang dauerte es nicht bis die grauen Wolken aufzogen und die Berge ihr furchteinflößendes Gesicht zeigten. Hier oben begriff man schnell, warum mit dem Wetterumschwung in den Alpen nicht zu scherzen ist und wir Menschen uns voller Demut der Natur beugen müssen.

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Blitz, Donner und Hagelschlag kamen so schnell, dass der Flug einer Blogger-Drohne durchs imposante Martinsloch im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser fiel. Nachdem Martin von WE TRAVEL THE WORLD die Drohne vergeblich um „ground control“ bat, machte sich ein mutiger Trupp von drei Gefährten auf, das Schicksal des Flugobjektes zu ergründen. Während die restlichen Hobbits ziemlich gemütlich im Schutz der Mountain Lodge mit Schinkenspeck und noch mehr Gipfelschnaps die Rückkehr der Unerschrockenen abwarteten.

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HAPPY END FOR EVER: ABSTIEG AM „TRUTG DI FLEM“

Nach Minuten des Bangens feierte die Reisecrew die Rückkehr der Gefährten, die zum Stolz aller die demolierte Drohne bergen konnten und nach Hause trugen. Bei Hüttenspaghetti, Rotwein und „verrückten“ Spielereien neigten sich die letzten Sonnenstrahlen am Horizont und hinterließen ein leuchtend rotes Firmament par excellence. Am nächsten Morgen mussten wir schweren Herzens dem Abstieg entgegensehen. Wasser gab es dabei nicht zu knapp: Erst von oben und dann im rauschende Falle entlang des Wasserwanderwegs „Trutg de Flem“. Wildromantisch neigte sich die Tour dem Ende und leider auch unsere Reise in die Schweiz. Ich hätte noch weitere hunderte Birnen-Lavendel-Limonaden, Bünderfleisch-Häppchen, luftige Höhen, steinige Wege und bunte Wiesen vertragen können, doch jedes Abenteuer verdient sein muskelkaterreiches Ende. Und so sagten wir dem Bündnerland erneut Lebewohl und hoffen ein baldiges Wiedersehen!

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DISCLAIMER
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Flims. Vielen Dank an die Region für die Einladung und die unvergessliche Reise in die Schweizer Berge!