Hand aufs Herz, jeder der mich kennt, weiß: "Sie hat Angst vorm Herbst!" Und damit meine ich nicht die golden Herbsttage, an denen uns die Sonne einen letzten Endorphinestoß verpasst, sondern von jenen Tagen, an denen man morgens aufwacht und glaubt der Tag sei bereits vorüber, weil eine hartnäckig farblose Wolkendecke Berlin umschlungen hält. Sowie eine Anakonda ihr wehrloses Opfer. Doch da die grauen Monate unausweichlich Jahr für Jahr erneut an unsere Tür klopfen, habe ich versucht mir Mut zu machen. Und siehe da: Mit ein wenig Fantasie und den richtigen Plänen, ist der Herbst vielleicht garnicht so schlimm...

Wie alles im Leben ist auch das „Herbsten“ eine Frage der Perspektive. Der Herbst ist die Zeit der Vergänglichkeit. Jene Monate in denen sich die Natur zur Ruhe legt, etwas stirbt, um im Frühjahr neugeboren zu werden. Ohne die Vergänglichkeit gäbe es auch keinen Neuanfang und genau deswegen empfinden wir gerade den Herbst und den Frühling oftmals intensiver als den Rest des Jahres. Es ist eine Zeit der Transition, des Hinübergleitens. Damit dies möglichst sanft vonstattengeht, brauchen wir positive Erlebnisse. Vor allem an den lichtleeren Tagen. Um auch euch den Herbst schöner zu gestalten, habe ich für euch meine persönlichen Trostpflaster zusammengestellt.

1. IM DUNKELN IST GUT MUNKELN.
Also mal ganz ehrlich, was ist das Beste am Herbst und Winter in Berlin? Richtig! Reuelos das Sonnenlicht meiden, denn das ist ziemlich rar in jenen Tagen. Das Erste an was die meisten von euch dabei natürlich automatisch denken, ist der Club! Ohne schlechtes Gewissen die Nacht zum Tag machen und dancen. Wahrscheinlich der beste Endorphine-Lieferant für alle Berliner. Gelegenheiten und Locations gibt es dafür hier ja zu Genüge. Eine meiner Highlight-Parties findet jedes Jahr am letzten Novemberwochenende statt und ist die schönste Geburtstagssause der Hauptstadt. Mit viel Miaoww! Dreimal dürft ihr raten wo! Doch nicht nur im Club lässt es sich gut überwintern. Unzählige Konzerte und Jam-Sessions warten darauf entdeckt zu werden. Meine Favoriten sind zweifellos The SWAG Jam, jeden Dienstag im Badehaus und die Urban Base After SUNset Jam Session, jeden Mittwoch im Greenhouse Berlin.

Ein weiterer, im wahrsten Sinne des Wortes, heißer nächtlicher Tipp für das kommende Wochenende ist das International Berlin Burlesque Festival das vom 2. bis 5. November 2017 in Berlin stattfindet. Frivol, erotisch und avantgardistisch lassen Künstlerinnen und Künstler im Heimathafen Neukölln und im Wintergarten nach allen Spielarten des Retro-Striptease ihre Hüllen fallen. Das sieht nicht nur mega aus, sondern kombiniert sexy Tanzeinlagen mit Varieté und Aerial-Akrobatik.


(c) International Berlin Burlesque Festival

2. ENDLICH ZEIT FÜR ZU HAUSE!
Ok zugegeben, mein zweiter Tipp klingt ganz schön langweilig und triste, ist aber in Wirklichkeit eine echte Chance auf frischen Wind ohne kalte Füße zu bekommen. Der Wechsel der Jahreszeiten erfordert immer auch zwangsweise einen Kleiderwechsel. Während ich im Sommer gern jede freie Minute nutze, um mich in die Sonne zu stürzen, fühle ich mich derzeit am wohlsten in meinen eigenen vier Wänden. Wie gut es dann ist das ganze mit einer sinnvollen Aktion zu verknüpfen: Sommersachen raus, Wintersachen neu geordnet. Und dabei fällt einem dann auch gleich das ein oder andere Teil in die Hand, das man nicht mehr braucht. Bei mir sind ganz schön viele Teile zusammengekommen. Und so habe ich mich kurzer Hand dazu entschlossen gleich einen gemütlichen Kleidertausch-Abend daraus zu organisieren: Rotwein, Käse, Baguette, einen vollen Koffer mit aussortierten Klamotten und die besten Freundinnen! Könnte es einen besseren Start in die kalte Saison geben?

3. EIN LEBEN FÜR DIE KUNST!
Ebenso wie lang zelebrierte Nächte, lädt der Herbst auch zu kulturellen Streifzügen in Museen und Galerien ein. Da ich eine Jahreskarte für die Staatlichen Museen geschenkt bekommen hatte, habe ich nach fünf Jahren Hauptstadtleben in der Tat damit begonnen die Berliner Klassiker unter die Lupe zu nehmen. Lasst euch sagen: Es lohnt sich! Zu meinen Lieblingen gehören besonders die Alte Nationalgalerie, das Pergamon und der Gropius Bau. Ganz oben auf meiner Liste steht aber immer noch das C/O Berlin. Ab 9. Dezember gibt es dort zwei Foto-Ausstellungen, die absolut empfehlenswert sind: „Back in Touch“ des Fotokünstlers Torbjørn Rødland gibt dem Betrachter mit disparaten Bilderwelten Rätsel auf verstört wie fesselt ihn zugleich. Dagegen entführt die Retrospektive „Why Color“ von Joel Meyerowitz in das Amerika der 1960er und ruft Erinnerungen hervor.

4. KÜRBIS AHOI!
Die beste Ablenkung vom fehlenden Sonnenlicht im Warmen ist natürlich Kochen! Zu mindestens für manche. Ich habe vor Jahren das Kochen für mich entdeckt. Nicht die tägliche Speiseaufnahme, sondern experimentierfreudiges und gourmetvolles Kochen. Am besten für Freunde und mit gutem Wein! Genuss sollte immer an oberster Stelle stehen und eines der genussreichsten Gemüse ist der Kürbis! In allen Varianten und Facetten. Gratiniert im Ofen, als feines Kürbiscremesüppchen oder ganz auf die italienische (meine liebeste) Art im Risotto! Letzteres habe ich vor ein paar Tagen für Freunde gezaubert. Et voilà, hier das Ergebnis mit Rezept!

Gekocht ist das Ganze in 20 Minuten: Zwiebeln klein schneiden, mit Butter oder Olivenöl in der Pfanne anschwitzen, dazu den Kürbis in Würfel geschnitten geben, kurz anbraten und mit Weißwein ablöschen. Nach 5 Minuten dann den Reis hinzufügen, kurz anschwitzen und dann langsam mit der Gemüsebrühe unter ständigem Rühren angießen. Das ganze 3 bis 4 Mal wiederholen. Mit Pfeffer, Salz und je nach Geschmack Thymian würzen. Vom Herd nehmen und Parmesan mit 2 Flocken Butter unterheben. Mit gehackten Pistazien und Frühlingszwiebeln bestreuen. Fertig!

5. EINFACH MAL ABHÄNGEN!
Und wenn das Ausbleiben des Sonnenlichts nur allzu sehr aufs Gemüt drückt, gibt es schlussendlich nur drei Optionen: Abhauen in den Süden, Solarium oder… Sport! Ein letzter Vorsatz meinerseits für die kommenden Wochen: Ich will mit dem Klettern anfangen! Bouldern, Kletterhalle, alles was meinen Rücken trainiert und mich an der Wand baumeln lässt! Wer Tipps hat oder mich einmal mitnehmen möchte: Hier bin ich!