Was hörst du, wenn du lernst? Wenn du dich entspannen willst, Inspiration brauchst? Seit ein paar Jahren etabliert sich auf Youtube eine Szene, die sich auf Lo-Fi Hip Hop spezialisiert und Lernwütige mit beruhigenden Mixen beglückt. Doch was macht Lo-Fi Hip Hop zur perfekten Musik für alles, was Muse und Hingabe bedarf?

Die nächste Deadline steht an und alles was jetzt hilft ist Kaffee, ein guter Vorrat an Snacks und die passende Musik. Irgendwas inspirierendes, gleichzeitig aber auch entspannend und nicht allzu einschläfernd. Klassik kann da auf Dauer zu monoton werden, Hip Hop zu nervenaufreibend, Metal und Rock wohl nur was für Hartgesottene und Techno eher was für aufregende Wochenenden. Lo-Fi Hip Hop erscheint da als die perfekte Alternative zu allem, was sonst als zu viel und zu blockierend empfunden wird.

Im Grunde handelt es sich um Beat Tapes, die oft als zwei- bis vierstündige Youtube Videos hochgeladen werden, oder gleich als Livestream zur Verfügung stehen, und dem Hörer somit die Last nehmen, sich immer wieder auf neue Musiksuche begeben zu müssen. Charakteristisch sind die Titelbilder. Dazugehörige Videos existieren nicht. Stattdessen handelt es sich um GIFs oder gezeichnete Momentaufnahmen großer Metropolen sowie Kids, die am Schreibtisch sitzen und lernen. Vorzugsweise im Anime-Stil. Es ist phänomenal simpel wie genial, aber diese Tapes mit samt ihrer künstlerischen Darstellung lösen etwas in uns aus – Produktivität und gleichzeitige Entspannung. Eine Art Bewusstseinsstrom, der Hektik ausblendet und dennoch dafür sorgt, dass wir etwas schaffen und konzentriert bei der Sache bleiben.

Die Kommentarspalte spricht Bände wenn es darum geht, auszudrücken, was Lo-Fi Hip Hop bewirken kann. Es geht nicht darum, ein Genre in den Himmel zu loben. Viel mehr ist es das perfekte Zusammenspiel aus Visualisierung und Beats, die Gefühle wie Ruhe, Ordnung und Produktivität schüren. Dass es einfache Snares und Hi-Hats sind und nicht ausgeklügelte Melodien samt perfektioniertem Gesang zeigt einmal mehr, dass hier nicht das reine Musikhören im Vordergrund steht, sondern der Schaffensprozess und die nötige Fokussierung, die durch Beats im Hintergrund intensiviert werden soll. Alles was ablenkt, muss weg.

,,I am a huge ass procrastinator. But whenever I listen to this music, I begin thinking what my life would be like if i’m successful in what I do. Idk, it’s like a fire in my heart.“

Musik als Ansporn, Musik als Ventil. An sich nicht Neues, werden tagtäglich etliche Playlists zu jeder erdenklichen Lebenslage und Stimmung extra für uns generiert. Doch Gutes unterliegt nicht immer einem ausgeklügeltem Plan. Und so ist es jazziger Hip Hop und nostalgisch anmutende Beats die als Inspirationsquelle dienen und oftmals den Eindruck erwecken, als würden sie ganz selbstverständlich vor sich hin plätschern.

Musik lässt Emotionen entstehen. Und wenn dieses Entstehen von Emotionen eine wohlige und entschleunigende Wirkung auf uns hat, umso besser. Es ist diese gute Art von Einsamkeit die uns überkommt, wenn wir nachts in unserem Zimmer sitzen und das eigenartige aber gleichzeitig wundervoll beruhigende Gefühl verspüren, die Welt um uns herum würde schlafen. Spätestens dann ist es Zeit für Lo-Fi Vibes.