Ok, mal ganz ehrlich. Am besten muss doch immer alles sofort passieren. Das Marketingkonzept sollte eigentlich schon gestern ready sein. Der Typ hat immer noch nicht geantwortet – wird eh nix. Und was steht nun eigentlich fürs Wochenende auf dem Plan? Immerhin können wir es kaum erwarten! Entscheidend ist doch, dass alles klappt. Richtig? Und wenn nicht, dann fangen wir an nervös auf den Nägeln zu kauen, mit dem Knie zu wippen und bekommen schlechte Laune. Schnell muss eine Entscheidung her. Es läuft nicht? Dann dann am besten schnurstracks zum restlichen Abfall in die Tonne. Oder?

Bitte entscheiden Sie sich jetzt!

Heutzutage sind wir es gewöhnt unsere Entscheidungen in Windeseile zu treffen. Wettbewerbsdruck sozusagen! Schnell selektieren wir die guten Linsen von den schlechten. Auch auch unsere To Dos dürfen dementsprechend nicht warten! Wir hasten von einem Meilenstein zum nachten und müssen dabei allen Anforderungen standhalten. Für geduldiges Abwägen bleibt meistens keine Zeit. Doch erreichen wir das Ziel tatsächlich immer nur auf dem schnellsten und direkten Weg? Vielleicht würde uns ein Ausdauertraining für die unwegsamen Strecken häufig besser stehen!

Nicht selten tragen wir Rationalität und Leistungsdruck aus dem Job auch in unser Privatleben. Lange Gespräche, beständiges Zuhören und die „Geduldsprobe bis der Faden reißt“ scheinen wenig Platz im Alltag zu haben. Immerhin ist alles „instant“. Die Nachricht im Messenger, die Instagram-Story mit den Erlebnissen vom Tag, die neuen Klamotten per Click und das perfekte Dinner über die App. Warum sollten also nicht auch unsere Beziehung „instantly“ funktionieren. Wer hat heute schon noch Zeit für Sentimentalitäten?

„Mit Geduld und Spucke, fängt man jede Mucke.“

Sobald wir spüren, es läuft nicht, werden wir automatisch nervös. (Ihr wisst schon. Wieder Fingernägel knabbern, Knie wippen und schlechte Laune.) Unsere Angst kostbare Zeit mit Problemen zu verlieren, treibt uns immer wieder zu voreiligen Schlussfolgerungen und Meinungen. Doch die Ungeduld, die in der freien Wirtschaft vielleicht noch ein Antriebsmotor sein mag, wird im Liebesleben zum Verhängnis. Ganz nach dem Motto: „Du willst nicht so, wie ich es mir vorstelle? Dann bin ich mal weg.“

Beziehungen und auch Freundschaften brauchen oftmals Beharrlichkeit und Ausdauer, um zu wachsen. Wenn wir immer direkt nach dem perfekten Match streben und gleichzeitig zu viele individuelle Erwartungen in eine Beziehung stecken, dann nehmen wir uns und dem anderen die Chance sich wahrhaftig zu zeigen. Das bedeutet, mit allen Stärken und Schwächen. Verständnis und Harmonie beruht nun mal auch auf Nachsicht. Das geht nicht geschwind, sondern braucht jede Menge Geduld und einen langen Atem. Schwieriger gesagt, als getan! Ich persönlich bin ein absoluter Looser. Am liebsten hätte ich immer sofort eine Antwort, auf all meine Fragen. Doch nicht alle Fragen hängen eben von uns allein ab und können sofort beantwortet werden.

Und was passiert, wenn sich die Geduld am Ende nicht auszahlt?

Schlicht und ergreifend: Nichts! Auch wenn am Ende der neue Geschäftsdeal nicht zu Stande kommt, die Eltern uns trotzdem nicht verstehen, alte Freundschaften in die Brüche gehen oder die Hoffnung auf die große Liebe ein weiteres Mal verpufft – dann haben wir dennoch nichts verloren. Wir haben dem Ganzen zu mindestens eine Chance gegeben und in dieser Zeit nicht nur etwas über die anderen Menschen gelernt, sondern vor allem über uns selbst. Indem wir die Grenzen der Ungeduld überwinden, erreichen wir automatisch neue Horizonte, die wir vorher vielleicht nicht wahrgenommen hätten. Nicht umsonst ist die Geduld eine der kostbarsten Tugenden. Jene die es geschafft haben, sie zu finden, werden mit Gelassenheit belohnt. Lösungsvorschläge, Rezepte und Strategiepläne bitte SOFORT an mich!