Ich bin wütend! Wütend auf die Ruhe, die Kulturbanausen und alle diejenigen, die den Jazz töten. Wieviele absolute Stille braucht Berlin und was wird aus dem Sommer, wenn der Musik im Freien der Sound abgedreht wird?

Es wäre so schön gewesen! Berliner Sommer, Holzmarkt, Spreeblick und Musik! Nicht irgendwelche Musik, sondern Jazz! Nicht irgendwelcher, sondern die Creme de la Creme! Sun Ra Arkestra, Meshell Ndegeocello, Moses Boyd Exodus oder Melanie De Biasio. Sie alle wollte ich schon längst einmal live erleben. Und fast wäre mein nahezu perfekter Plan aufgegangen. Meine Flüge zurück nach Berlin waren so gebucht, das ich pünktlich zum Auftakt des Festivals ankommen wäre… Doch mir kam die „Ruhe“ dazwischen. Oder besser gesagt Berlins Lärmbeschränkungen…

Als die Mitteilung der Organisatoren des neuen Festivals Berlin Jazz Experiment gelesen hatte, in der sie das Festival absagen mussten, war meine gute Laune dahin und der Tag versagt. Was um Himmels Willen hat LÄRM mit JAZZ zu tun, fragte ich mich. Wieviel Ruhe können wir eigentlich vertragen?

Versteht mich nicht falsch. Ich halte es für richtig die Belange aller zu beachten und auch Menschen mit einem größerem Lärmempfinden zu tolerieren. Aber wir reden hier nicht über wummernde Techno-Bässe oder über ohrenbetäubende Heavy Metal Drum, sondern Jazz. Meine Sehnsucht nach Berlin, vor allem in jenen Wochen in denen ih mittlerweile von Italien aus arbeite, begründet sich vor allem auf der einzigartigen Musikkultur dieser Metropole. Nirgendwo anders werden Musiker und Künstler mit dem gleichen Respekt zelebriert wie hier.

Meinen italienischen Bekannten preise ich stets genau dieses Selbstverständnis an. Nein, ich gehe sogar einen Schritt weiter und prangere an, dass man bei soviel Sonne im Süden sich ein Beispiel an Berlin nehmen kann, wo man Musik Open Air, mit frischer Luft und einem dankbaren Publikum genießen kann. Und dann dieses Nachricht…
Ich lass mich nicht oft dazu verleiten, all zu kritisch und erzürnt meine Worte aufs digitale Papier zu hämmern, aber dieses Mal war meine Enttäuschung einfach zu groß, um zu schweigen.

Ruhe, bitte. Und keine Festivals draußen, bitte!

Bei all den kreischenden Veranstaltungen, lärmenden Verkehr und lautstarken Happenings in der Hauptstadt sind Beschwerden im Rahmen eines Jazz Festivals an der frischen Luft einfach unverständlich. Wenn Musik nicht mehr draußen gespielt werden darf, was kommt als nächstes! Und für alle, die den Holzmarkt gut kennen und wissen, dass nicht unmittelbar daneben eine Großfamilien-Wohnkomplex grenzt, wundern sich vielleicht noch mehr.

Die Idee war den Jazz ins Freie zu entlassen, um ihn auch dort erlebbar zu machen, wo man kein Ticket braucht. Offen, für alle. Doch die akustische Sperrstunde beraubt dem Experiment sein Seele und mir meiner Vorfreude auf meine kleine Rückkehr nach Berlin, die auch ein Fest der Freude und Musik werden sollte. Wer Angst vor der Musik hat, der hat nicht begriffen, dass nach der Ruhe auch immer der Sturm folgt! Und damit er lautstark bleibt und sich nicht unterbekommen lässt, bleibt mir nun an letzter Stelle nichts anderes übrig, als euch die Playlist des Berlin Jazz Experiment zu hinterlassen und euch zu bitten, sie so laut wie möglich aufzudrehen!

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