Interview: Hi, my name is Andong

In unserer Reihe ,,Hi, my name is...'' stellen wir euch Menschen vor, die etwas zu erzählen haben. YouTuber Andong ist einer dieser Menschen. In Russland geboren, Berlin aufgewachsen und China gelebt bietet Andongs Agenda eine gute Grundlage für kulinarische Viefalt und bringt somit frischen Wind in die YouTube Szene. Das besondere an ihm? Mit seinem Hang zur Asiatische Küche ist ihm kein Gericht zu kompliziert. Mit Professionalität, Witz und dem Credo ,,Einfach selber machen'' gelingt es Andong, Aufwendigkeit nicht als Hindernis zu betrachten, sondern als kulinarischen Lernprozess. Und so entstehen essbare und dennoch oft komplexe Gerichte, die gerne auch mal tagelang vor sich hin köcheln können. Das Ergebnis: Gut produzierte Videos und abwechslungsreicher Content, der von Äthiopischer Küche bis hin zur klassichen Dönertour durch Berlin alles bietet.

Hey Andong, wie war dein bisheriger Tag und was gab’s zum Frühstück?

Tag war top, denn ich habe ihn mit einem Ei auf selbst gebackenem Sauerteigbrot begonnen!

Durch dein Studium hast du ein Jahr in China gelebt und dort recht zügig deine Leidenschaft für’s Kochen entdeckt. Du hingegen hast russische Wurzeln – Welches Gericht prägte deine Kindheit?

Das Gericht was ich am ehesten mit meiner Kindheit verbinde, ist wohl Sirnichki. Das sind süße, traditionell russische Quarkbratlinge. Meine beiden Omas machen die besten, das Familienrezept habe ich sogar in einem meiner Videos festgehalten.

In deinen Videos kochst du, klar. Doch darüber hinaus glänzt du mit Fachwissen und der Prämisse, Gerichte nicht nur einfach zu kochen, sondern ihre Zusammensetzung zu verstehen und dieses Wissen weiterzugeben. Welchen Kochtipp kannst du jedem noch so ungeschickten Laie geben?

Einer der besten Kochtipps aller Zeiten ist, eine kleine Schale neben das Schneidebrett zu stellen und Abfälle direkt reinzuwerfen. Nichts ist angenehmer, als Platz zum Arbeiten zu haben – so macht Kochen doppelt so viel Spaß.

Keine andere westliche Kultur gibt angeblich weniger Geld für qualitativ hochwertige Nahrungsmittel aus wie die Deutschen. Was könnte sich die deutsche Esskultur deiner Meinung nach vom Rest der Welt abschauen?

Wegkommen vom klassischen Bild einer Mahlzeit. Jeder hat seinen Teller mit 3 Häufchen. Einfach mal alle vom großen Teller in der Mitte essen, Family Style sozusagen, Rohkostteller mit der Hand statt der großen Salatschüssel… sowas. Hab kürzlich mal gelesen, solches kommunales Essen fördert ganz stark die zwischenmenschliche Bindung – würde ich sofort unterschreiben.

Das faszinierende an deiner Arbeit ist, dass du viel Wert auf Technik legst. Dir scheint wenig zu aufwendig zu sein. Würdest du dich als kulinarischen Autodidakt bezeichnen?

Klar, einerseits bin ich Autodidakt, da ich nie eine formelle kulinarische Ausbildung genossen habe. Andererseits haben mich seit Jahren Köche aus der ganzen Welt auf YouTube geschult. Das wunderbare an YouTube und anderen informellen Wissensquellen ist, dass man (neben dem größten Quatsch) auch bahnbrechende, Normen hinterfragende Herangehensweisen an das Thema Essen und Kochen finden kann.

Stell’ dir einen lauen Sommerabend vor. Du hast Freunde eingeladen, der Garten als Kulisse des Geschehens. Was gibt’s zu snacken?

Wir machen auf jeden Fall Sommerrollen, ähnlich wie in Vietnam, vielleicht ein bisschen eingedeutscht. Frische Kräuter, Reisnudeln, in Ingwersud vorgekochter Schweinebauch und Shrimps kommen neben geraspeltem Gemüse und Sprossen auf den Tisch. Dann baut sich jeder in Reispapier seine Rolle nach Lust und Laune und tunkt sie in Hoisin- oder Fischsauce.

,,In erster Linie versuche ich durch Videos Menschen zum Kochen zu bringen und darüber nachzudenken, wo ihr Essen herkommt.“

Für viele die heilige Dreifaltigkeit: Fondant, Buttercreme und ein lockerer, saftiger Teig – für dich auch? Wie stehst du zum Backen?

Ich backe viel – aber fast ausschließlich Brot! Oder auch mal Pizza, wenn das noch zählt. Süßes Gebäck ist ein Feld wo ich noch kaum vorgestoßen bin. Ausnahmen: Mein Triple Lemon Cake und meine Schokobrownies. Die haben schon so den ein oder anderen kritischen Foodie überzeugt! Diese zwei Klassiker wollte ich unbedingt drauf haben.

Wie sehr beneidest du Berufsköche um ihren Job? Wäre der raue Alltag in der Küche etwas für Dich?

Ne, gar nicht. Das ist eine Kunst für sich, ich habe sehr großen Respekt vor Gastronomie-Köchen! Ich begeistere mich aber für Home Cooking, also dem Kochen für Familie, Freunde oder auch einfach sich selbst. Abgesehen davon bin ich mehr Video Creator als Koch – das darf man auch nicht vergessen. In erster Linie versuche ich durch Videos Menschen zum Kochen zu bringen und darüber nachzudenken, wo ihr Essen herkommt. Mein Kochen vor der Kamera sehe ich wenn man es so sieht nur als Mittel zum Zweck.

Dich nach deinem Lieblingsessen zu fragen wäre zu einfach, deshalb drehen wir den Spieß um: Gibt es Etwas, ein Kraut oder Gewürz, eine Soße oder ein ganzes Gericht, um das du einen großen Bogen machst?

Eigentlich bin ich hart im Nehmen, aber einige stark fermentierte Zutaten wie eingelegter Fisch oder japanisches Natto sind mir zu krass.

Kleine Zwischenfrage: Matcha – It is worth the hype?

Ja, voll. Ich habe schon so einige Matcha-verfeinerte Gerichte gefeiert, aber mein Favorit bleibt nach wie vor tatsächlich der Matcha als Tee.

Deine Videos kommen locker lässig daher. Was bekommt die Community alles nicht zu sehen? Wie oft muss man sich die Zunge verbrennen oder Flüssigkeiten verschütten, bis ein Gericht vorzeigbar und vor allem lecker ist?

Jede Recherche und jeder Dreh beinhalten Fails ohne Ende! Das gehört einfach dazu. Aber genau das macht auch den Spaß aus. Woran ich jetzt arbeite, ist diesen Prozess noch mehr in den Videos selbst zu zeigen, denn ich glaube, dass dieser Weg gerade das spannende ist. Aber es ist nicht leicht, das authentisch einzufangen.

Zu guter Letzt: Wann geht’s mal wieder nach China und welche Gerichte bzw. Restaurants steuerst du dort als erstes an?

Früher bin ich jedes Jahr in China gewesen, mittlerweile war die letzte Reise dorthin schon über 3 Jahre her. Ich hoffe es spätestens nächstes Jahr mal wieder in die Region zu schaffen, am liebsten nach Hong Kong, wo ich mal so richtig intensiv das Thema Dim Sum unter die Lupe nehmen möchte.

CREDITS
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