Jede Epoche hat ihre eigene Musik und oft scheint diese nicht nur vom Stil, der Mode, politischen Veränderungen und dem Zeitgeist beeinflusst zu sein, sondern auch von spirituellen Trends, samt der dazugehörigen Rauschmittel.

Einer ganz speziellen Bedeutung messen dabei seit einigen Jahren immer mehr Künstler dem schamanischen Ayahuasca-Ritual bei, das ursprünglich aus dem peruanischen Regenwald stammt. Viele von Ihnen haben der reinigenden Trance mittels des Pflanzensuds ganze Alben und Songs gewidmet. Für uns Grund genug die besten davon einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Bloc Party Frontman Kele besingt das Ayahuasca-Ritual

DAS NEUESTE MUSIKALISCHE LIEBESBEKENNTNIS: BLOC PARTY’S KELE

In zwei Wochen erscheint das neue Album „2042“ des britischen Sängers Kele Orereke, Frontman der Band Bloc Party und bekennender Ayahuasca-Liebhaber. Über seine neue Single Between Me And My Maker aus der LP sagt der aus Liverpool stammende Musiker, dass der Song „eine Ayahuasca-Meditation über die Natur von Leben, Liebe und Tod ist. Die Texte beschreiben einen halluzinatorischen Spaziergang durch die Unterwelt, bei dem der Held mit dem Göttlichen in Kontakt kommt.“ Inspiriert wurde er abgesehen von der natürlichen Urwald-Droge auch durch den visionären Kurzfilm von Michael Robinsons visionären Kurzfilm, der ihn besessen von der Idee eines metamorphischen Kreislaufs aus Prüfung, Urteil und Reinkarnation gemacht habe. Klanglich ist die kommende LP Keles durchaus gereift und knüpft an die Energie des elektronischen Sounds seiner ersten Solo-Platten an. Seine Songtexte greifen dagegen weiterhin die ungeschminkten und ehrlichen Beobachtungen des Sängers auf: „Als farbiger Mensch, der in der westlichen Gesellschaft lebt, ist es vollkommen egal, wie viel Reichtum du anhäufst: Das Rassenthema verfolgt dich überallhin. Welche Aufgabe, welche Verantwortung hat man als schwarzer Entertainer in einer Zeit, in der öffentlicher Rassismus und spalterische Tendenzen dermaßen um sich greifen?“

DIE „EARLY BIRDS“: PAUL SIMON UND STING

Doch zurück zur Ayahuasca-Erfahrung. Die Droge ist für Musiker nicht neu. Bereits 1990 sang Paul Simon in dem Lied „Spirit Voices“ von seiner Reise in den Amazonas und der psychedelischen Offenbarung durch den Sud aus der Caapi-Liane und den Blättern eines Kaffeestrauchgewächses. “I drank a cup of herbal brew“, singt er und dann „the sweetness in the air/combined with the lightness in my head/and I heard the jungle breathing in the bamboo.” Ebenfalls als Pionier des Rituals kann man den Sänger Sting bezeichnen. Im Dokumentarfilm „Time of Change“ beschreibt Sting sein Erlebnis mit dem Schamanen mit den Worten “I am wired to the cosmos”. Auch wenn der Künstler diese Erfahrung nicht explizit in seine Musik einfließen ließ, berichtete er ebenfalls 2005 in seinen Memoiren „Broken Music“ über dieses Erlebnis, „bei dem auf jeden Fall eine höhere Intelligenz in dir wirkt“.

INDIE-MUSIC, CUMBIA-RHYTHMEN UND AYAHUASCA SPIRIT

Ein anderer Bekenner des achtstündigen Ayahuasca-Rituals ist der venezolanisch-amerikanische Sänger Devendra Banhart. Für ihn ist Ayahuasca kein Drogen-Ritual sondern Pflanzenmedizin. Tatsächlich stellte er eine Woche bevor er den Song „What Will We Be“ seltsamerweise fest, dass er seinen Mund nicht richtig öffnen konnte. Ein Arzt gab ihm Muskelrelaxanzien, aber es half nicht. Dann wurde ihm von einem Freund Ayahuasca empfohlen und nach der achtstündige Reise ins Unbekannte war er genesen. Eine Tätowierung auf seinen Füßen – zwei Schlangen in Form einer Doppelhelix, die der DNA ähnelt – ehrt diese Erfahrung. Eine einprägende Erinnerung an seine erste Ayahuasca-Session sei der Gedanke gewesen: „Das Baby merkt nicht, dass es ein Baby ist.“ Diesen habe Banhart dabei immer wieder vor sich hergesagt. Er warnt jedoch auch, dass man vorsichtig sein müsse, wenn man über Ayahuasca rede. Es sei wichtig, dass das Ritual mit einem Schamanen gemacht werde.

Neben Devendra Banhart sangen auch andere Indie Bands wie The Klaxons und The Bees, Father John Misty oder Black Crowes Frontman Chris Robinson über die heilende Wirkung der „Zauberliane“. Auch der in L.A. lebende australische Indie-Sänger Ben Lee widmete 2013 Ayahuasca ein ganzes Album namens „Welcome to the Work“. Der Grund für den Albumtitel ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass Ayahuasca oft als „die Arbeit“ bezeichnet wird. So beschreibt auch Ben Lee die zeremonielle Erfahrung als tief emotionales Schwerstheben. „Was die Menschen durch Ayahuasca erleben, verändert sie wirklich“, so der Musiker. Bei „Welcome to the Work“ singt er daher von der Selbstfindung, Mitgefühl und der Transformation von Fehlern. Nicht zu vergessen sind zudem die von Cumbia-House und Electro Folk beeinflussten DJs und Produzenten wie Nicola Cruz, El Búho, Chancha Vía Circuito oder Dengue Dengue Dengue, die uns in gemächlichen Downtempo-Nummern bei 80–100 BPM mit auf die spirituelle Reise nehmen.