Das Web sowie Instagram & Co. machen uns die Veröffentlichung von Fotos heutzutage so kinderleicht wie noch nie. Quasi jeder kann seine Schnappschüsse zu jederzeit der ganzen Welt zur Verfügung stellen. Doch wo sind die Grenzen zwischen Persönlichkeitsrechten und Kunstfreiheit? Welcher Moral sollen wir folgen? Und bedeuten immer mehr gesetzliche Verbote den Tod der Straßenfotografie? Die Ausstellung "Das illegale Bild – Fotografie zwischen Bildverbot und Selbstzensur" widmet sich nun vom 6. Februar bis zum 5 April 2020 im f3 – freiraum für fotografie diesem spannenden Thema.
© Espen Eichhöfer, aus der Serie A to B
© Jan Dirk van der Burg, aus der Serie Censorship Daily 

Selten wurde soviel und von so vielen Menschen fotografiert wie heutzutage! Fotos gehören zu unserem Alltag mehr als je zuvor. Gleichzeitig jedoch war es noch nie so schwierig wie heute, spontan auf der Straße zu knipsen. Wer ungefragt jemanden auf der Straße ablichtet, läuft Gefahr verklagt zu werden. Damit stehen nicht nur Kunst und Persönlichkeitsrechte in einem Spannungsverhältnis, sondern auch dem Fotojournalismus und Dokumentieren werden immer drastischere Grenzen gesetzt.

Was wiegt schwerer: das Recht am eigenen Bild oder das Recht am Bildermachen?

Fotos prägen seit jeher unsere Sicht auf die Gesellschaft. Als wichtiges Kommunikationsmedium regen sie zum Denken an und fördern die politische Auseinandersetzung. Doch wie und von wem dürfen sie gezeigt und veröffentlicht werden? Welchem kulturellen, religiösen und politischen Wandel unterliegen das Bildermachen und das Bilderzeigen? Die Ausstellung DAS ILLEGALE BILD im freiraum für fotografie spannt einen Bogen von heimlich gemachten Schnappschüssen über Bilder, die der Zensur zum Opfer fielen, bis zu sozialkritischen Reportagen und konzeptionellen Untersuchungen des Mediums Fotografie. Sechs künstlerische Positionen beleuchten die Frage nach legalen und illegalen Bildern – zwischen sozialem Tabu, gesellschaftlicher Relevanz und künstlerischer Freiheit.

© Carola Lampe, Humanoid

Eine der ausstellenden Fotografen und Kuratoren ist der Berliner Espen Eichhöfer (Agentur Ostkreuz), der sich im Jahr 2018 mit einer Unterlassungsklage konfrontiert sah, die durch die Medien ging. Dieser Fall, der deutlich macht, wie wichtig eine Auseinandersetzung mit der Thematik ist, endete schließlich mit einem Teilerfolg für die Freiheit der Street Photography vor dem Bundesverfassungsgericht.

Neben Eichhöfer präsentiert die Ausstellung zudem die umstrittenen Foto-Serie „Dirty Windows“, der amerikanischen Fotografin Merry Alpern, welche sie heimlich durch das Badezimmerfenster eines illegalen Sexclubs in Manhattan aufgenommen hat; die Serie „Censorship Daily“ von Jan-Dirk van der Burg mit Titelblättern einer niederländischen Tageszeitung, die von den iranischen Behörden zensiert wurden; sowie der Kurzfilm „Killed“ des Künstlers William E. Jones, der eine Auswahl unerwünschter historischer Aufnahmen, die während der Weltwirtschaftskrise in den 1930er und -40er Jahren in den USA entstanden und erst seit kurzem wieder zugänglich sind, zusammenschneidet. Last but not least befasst sich die Multimedia-Installation „Humanoid“ von Carola Lampe mit Fragen der Überwachung in unserer Gesellschaft und der Jahrzehnten untersucht Beat Streuli wie untersucht in seiner Serie Manhattan 09 die Anonymität einer sich bewegenden Masse in der Großstadt im Kontrast zur Architektur New Yorks.

Neben der Vernissage am 5. Februar 2020 um 20 Uhr findet zusätzlich am 20. Februar 2020 um 19 Uhr ein FOTO-TALK: AUF DER COUCH mit Espen Eichhöfer und Felix Hoffmann, Kurator C/O Berlin, über die gerichtlichen Folgen der Straßenfotografie, statt.

FACTS

Das illegale Bild – Fotografie zwischen Bildverbot und Selbstzensur
6. Februar – 5. April 2020
f3 – freiraum für fotografie – Waldemarstraße 17 | 10179 Berlin
Öffnungszeiten: Mi-So 13-19 Uhr
Eintritt: 5 € | erm. 3 €
www.fhochdrei.org

Titelbild: © Espen Eichhöfer, aus der Serie A to B