Er schafft mit seiner Dokumentation das, was viele Filmemacher erreichen wollen. Mit ,,A Short Documentary About People Fighting'' erzeugt Solmund MacPherson Gefühlsgegensätze. Der Titel der Dokumentation ist Programm. Sich unbekannte Menschen sollen in steriler Umgebung gegeneinander kämpfen - einvernehmlich.

„There was only one hospital visit while making this film“.

Keinerlei Vorgeschichte, keine persönlichen Verbindungen, keine erkennbaren Antipathien. Was bleibt sind skurrile Begegnungen zwischen Menschen, die alles in uns auslösen außer die Art von Abneigung, die wir sonst empfinden, wenn wir mit Gewalt konfrontiert werden. Irgendetwas zwischen ungläubigem Blinzeln, der Frage nach dem ,,Warum?“ und reiner Neugier nach dem, was folgen könnte. Der Ausgang? Ungewiss. Die Art und Weise wie sich zwei Menschen raufen, rangeln, prügeln, zu Boden drücken, sich Schmerz zufügen oder gar Wunden in Kauf nehmen wirkt bizarr und doch sehr intim, weil einvernehmlich. Manche lachen, zieren sich, stecken Grenzen ab oder schlagen einfach drauf los. Die Eine bemerkt erst währenddessen, welcher Absurdität sie hier zugesagt hat, kämpft kurz darauf aber fröhlich weiter.

MacPherson schafft es, Gewaltsamkeit wie das Ventil des lang unterdrückten Spieltriebes von Erwachsenen aussehen zu lassen. Vermeintlich Wohlerzogene und im Leben stehende Personen, die im Alltag vermutlich eher wenig darüber nachdenken ihre Mitmenschen zu verprügeln, dürfen mit Erlaubnis des Gegenübers am Gegenüber Dampf ablassen, sich ausprobieren und ganz bewusst Grenzen überschreiten. Dieses Überschreiten von Grenzen gewinnt in ,,A Short Documentary About Fighting“ an Charme, ohne Gewalt zu glorifizieren oder ihr übermäßig Legitimation zuzusprechen, denn es geht primär um die Darstellung von Zwischenmenschlichkeit in Extremsituationen. Mit welchem (Körper)Gefühl die Teilnehmer nach Hause gingen wissen wir nicht. Wir hoffen bloß, dass der Krankenhausbesuch nicht allzu lange dauerte.