Es ist Dezember. Draußen liegt noch kein Schnee, aber die ersten Vorboten des Winters haben Berlin erreicht. Tiefe Bässe massieren die Wände vom Raum nebenan. Ich warte. Plötzlich zwei strahlende Gesichter. Der erste Track vom Album ist abgemischt. Ich habe die Ehre ihn, sozusagen frisch produziert, anzuhören. 22 Uhr, Feierabend! Wir sitzen im LowSwing Tonstudio im Prenzlauer Berg. Leo und Ben erzählen mir von ihrer Woche in Berlin. Der TMTS-Workshop im Funkhaus, das Fotoshooting mit Jon Viking Bergmann, das Abschlusskonzert im FluxBau und schließlich die vielen Stunden mit Ewan Pearson hier im Studio. Es ist viel passiert. Am Ende wartet noch ein Interview bevor es zurückgeht nach London. Es ist mein erstes Interview mit Ten Fé. Das Jahr 2014 neigt sich dem Ende...
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Play Forward ►► Anderthalb Jahre sind seit diesem Tag vergangenen. Immer wieder gab es News rund um die Band: Ein neuer Name, neue Videos, die Tour mit Telekom Electronic Beats durch Europa oder erst vor wenigen Wochen der langersehnte Release des ersten Remixes von UNKLE zur Single Make Me Better, auf den weitere folgen werden. Immer wieder überzeugten mich Ben und Leo von Neuem. Aus diesem Grund wurde es endlich Zeit mein Versprechen von damals in die Tat umzusetzen und die Musiker in ihrer Heimat zu besuchen. Es wurde Zeit, die Orte zu sehen, an denen sie ihre musikalischen Inspirationen finden und die Poesie für ihre eindringlichen Songtexte. Ich darf euch einladen zu einer Reise nach Walthamstow, London. Herzlich Willkommen bei Ten Fé!

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Der Weg der beiden Künstler war lang. Sie spielten in vielen verschieden Bands, jamm’ten auf der Straße und in der Londoner Tube, gaben kleinere Gigs in England oder brachten das Publikum auf großen Festivals zum Kochen. Eines blieb jedoch immer gleich: Ihre Musik. Und die hat Klasse. Sie ist ehrlich, persönlich und vor allem hebt sie sich vom Rest ab. In ihren Songs verbindet sich grooviger New Wave Pop mit fragilen Harmonien, feinfühlige Stimmen mit ausdrucksstarkem Gesang und Elegie mit einem Vibe, der jede Tanzfläche mit Energie auflädt. Doch was macht ihre Musik so authentisch? Ich kam dem Geheimnis in London einem Stück näher…

Gleich am ersten Tag meiner Ankunft schnupperte ich in den harten Alltag eines freiberuflichen Musikers hinein. Die beiden nahmen mich mit auf einen „Busk“ in Londons Tube. Auch wenn die Momente heute weniger geworden sind, in denen sie die Railway hoch und runterfahren, hier liegen die Wurzeln von Ten Fés aufrichtiger Performance. Keine Schule könnte härter und gleichzeitig effektiver sein, als die „Lehre der Straßenmusik“. Was es bedeutet im Loop den gestressten Menschen, die zur Rush Hour von einem Ort zum anderen hetzten, ein Lächeln vom Gesicht zu entlocken, durfte ich hier leibhaftig miterleben. „I was blind, now I can see, you made a believer out of me“, trällerte Leo ihnen den bekannten Primal Scream Song motivierend entgegen. Wow! Wer da nicht anfängt zu glauben, der hat wirklichen einen an der Waffel!

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Bestimmt nicht nur deswegen, aber vielleicht umso mehr schenkte uns England an diesem Wochenende eine ganze Überdosis Sonnenschein. So wurde auch das frühe Aufstehen beim ersten Lichtstrahl am nächsten Morgen belohnt. Es ging in die Walthamstow Marshes. Bereits einen Tag zuvor bereiten mich die Jungs auf die Sensation vor: „…you won’t believe to be actually in London“. Da war es das „believe“! „We will see…“ Und tatsächlich! Das hatte rein garnichts mit dem London zu tun, was ich im Kopf hatte. Nur wenige Minuten von Ben und Leos Haustür entfernt, erstreckte sich vor meinem Auge Mutter Natura in ihrer schönesten Form: Grüne Wiesen, spiegelklare Seen, nostalgische Boltzplätze und skurrile Bahnbrücken.

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Ich hatte das Gefühl in einem Musikvideo zu sein. Und genau das war auch Sinn unseres Ausflugs. An diesem zauberhaften Ort wird Ende September das neue Video zu „Turn“ gedreht. Regie führt Bens Bruder Tim, der uns bei der Locationbesichtigung begleitete. „Die Idee hinter dem Video ist, die Orte zu zeigen, an denen wir die meiste Zeit abhängen“, erklärt mir Ben „das ist zum einen dieser Platz hier draußen und zum anderen unser neuer Proberaum, in dem wir uns von nun an zu 100 Prozent auf das konzentrieren, woran wir glauben – unsere Musik.“ Und ratet mal, was mir sofort in den Sinn kam? Richtig! „I’m a believer“!

Die neue Single „Turn“ erscheint übrigens als Auskopplung aus dem Album der Jungs. Diesmal kommen die Main-Vocals nicht von Ben, wie zuvor bei „Elodie“ und „In the Air“, sondern Leo. Der neue Song geht sofort ins Blut und während wir durch die Wiesen streiften und über das Video redeten, konnte ich es bereits vor mir sehen! Damit auch ihr in den Genuss von „Turn“ kommt, könnt ihr hier reinhören:

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Frühe Vögel müssen ruhen. Also hieß das weitere Tagesprogramm „Lazy Sunday Afternoon“ im Garten. Wir durchstöberten Leos Vinyl-Sammlung, legten eine Platte nach der anderen auf, tranken eiskaltes englisches Bier und ließen uns die Sonne auf den Bauch brutzeln. Ungefähr so muss es damals gewesen sein, im London der 1960er dachte ich mir und griff zu meinem neuersteigerten Buch „Absolute Beginners“. Eine perfekte Reiselektür für Tage wie diese. Wenn ich nicht schon vorher vom Flair East-Londons verzaubert war, dann spätestens in diesem Moment. Damit auch ihr ein wenig davon abbekommt, habe ich für euch eine Playlist mit den Songs zusammengestellt, die uns an diesem Wochenende begleiteten.

Nun blieb nur noch ein Ort übrig, den ich unbedingt sehen musste: Das Rehearsal Studio. Nachdem sich die Band im letzten Jahr mit Drummer Luca und Basser Rob vergrößerte, war ein neuer Raum für ausufernde Proben und tagelanges Experimentierens unumgänglich. Und auch hier fanden sie ihr Glück in Walthomstow. Eingerichtet mit viel Künstler-Charme, wird das Studio ebenfalls als Kulisse für das „Turn“-Musikvideo dienen.

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Mittlerweile war auch Rob eingetroffen, der normalerweise zwischen Paris und London pendelt und nun mit Ben und Leo den Summerbreak im Tonstudio begann. Hier werden die Jungs in den kommenden Wochen an neuen Songs feilen und sich auf die Konzerte im Herbst vorbereiten. Das Quartett wird dafür sogar noch Familienzuwachs erfahren. John Drain von den Tweaks wird als fünfter Spross im Bunde Ten Fé künftig vor allem live unterstützen.

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Mein Besuch nahm sein Ende, genau dort, wo die Magie beginnt: Zwischen Drums, Gitarrenriffs und Beats. Es konnte keinen besseren Soundtrack zum Abschied geben, als die letzten Akkorde von „In the Air“. Ein letztes Mal, als ich in das Flugzeug stieg, dachte ich an den „Believer“ zurück. Ten Fé – oder auch einfach: „have faith“. Also, mich haben sie überzeugt.

Übrigens dauert es nicht mehr lang bis ihr Ten Fé selbst live erleben könnt. Die britische Band spielt noch diesen Herbst verschiedene Gigs in Deutschland. Hier gibt’s die Konzerte im Überblick:

23.09. Reeperbahn Festival, Hamburg
30.09. Lido, Berlin
01.10. Way Back When Festival, Dortmund

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THANK YOU GUYS! <3

Weitere Background Stories rund um Ten Fé und das internationale Musikförderprogramm Telekom Music Talent Space (kurz TMTS) findet ihr hier. Oder auf den Instagram Kanälen von @tenfemusic, @musictalentspace und natürlich bei @electru.
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