MINDGAMES: Den Kitsch zulassen

Liebe ist ekelhaft, kitschig und ein Zustand, der für Außenstehende oft anstrengend werden kann. Wenn man sich von dem gängigen Bild des Verliebtseins distanziert und die Chance der Zweisamkeit ergreift, Ängste vorbeiziehen und Zufriedenheit wachsen zu lassen, spricht eigentlich nichts gegen eine große Portion ,,Kitsch''.

Verliebtsein ist ein Gefühl. Ein Gefühl wie jedes andere auch. Oft erstreckt es sich allerdings über einen längeren Zeitraum als andere Gefühle, wodurch wir dem Verliebtsein eine mächtigere und einflussreichere Rolle zuschreiben. Und auch wenn Verliebtsein im Grunde ein schönes Gefühl ist, so kann es toxische Züge annehmen und uns nach und nach vernichten. Bleiben wir bei den positiven Zügen dieses Zustandes, so merke ich momentan selbst, dass sich mein Herz mehr und mehr in Watte hüllt. Ich benutze bewusst nicht den Begriff der rosaroten Brille, denn ich bin mir der Realität mit all seinen Hürden und Schwierigkeiten bewusst.

Und doch merke ich, während ich in Watte gebettet durch die Tage stolpere, dass die Ängste nicht die Arme nach mir ausstrecken. Sie winken mich durch, hin zu besseren Gedanken, als würden sie mir sagen ,,Du brauchst uns um zu wachsen, aber setz‘ dich nicht zu uns!“

Ich spaziere nicht blind durch die Welt und sehe in jedem Partikel, in jeder Situation das Gute und Schöne, nein. Scheiße bleibt scheiße und Ängste schnüren mir auch weiterhin die Luft ab. Und doch merke ich, während ich in Watte gebettet durch die Tage stolpere, dass die Ängste nicht die Arme nach mir ausstrecken. Sie winken mich durch, hin zu besseren Gedanken, als würden sie mir sagen „Du brauchst uns um zu wachsen, aber setz‘ dich nicht zu uns!“. Einige Menschen in meinem Umfeld empfinden es als kitschig wenn ich erzähle, dass Verliebtsein die Trägheit und Schwere nimmt. Sie sagen dann so Dinge wie „Das ist so ekelhaft wie romantisch ihr seid!'“ doch der Kitsch muss raus um zu realisieren, wie wenig kitschig aber hilfreich der Zustand des Verliebtseins ist.

Denn mit der Liebe kommt die Dankbarkeit. Und wenn man sich bloß einen Moment auf sich selbst konzentriert, dann kommt die Einsicht die dafür sorgt, dass wir das große Ganze nicht mehr als „nur schlecht“ wahrnehmen, sondern klar differenzieren können zwischen relevant und irrelevant. Dieses „In sich hinein horchen“ ist weder ekelhaft noch kitschig, sondern ein wichtiger Schritt, durch eine andere Person ein bisschen besser mit sich fein zu werden. Es ist der kleine aber unfassbar wichtige Unterschied, das Denken und Handeln nicht in die Hände des Partners zu legen, sondern genau hinzusehen und die Zweisamkeit als Möglichkeit für ein zufriedeneres Ich zu nutzen. Denn Verliebtsein ist nicht nur so ein Gefühl. Es ist ein Zustand der dich nicht betrunken sondern glücklich nüchtern zurücklässt, wenn man genau fühlt.