Filmtipp: Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste

Am vergangenen Mittwoch eröffnete der Ausnahmefilm „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ das 10. New Berlin Film Award „Achtung Berlin“ das Festival. Ich hatte das Glück live dabei gewesen zu sein und kann euch diesen Film nur wärmstens ans Herz legen.

Die junge Regisseurin Isabell Šuba traute sich mit ihrer Dokufiction ein wahrhaftiges Experiment mit der Wirklichkeit: Eingeladen zu den 65. Filmfestpielen in Cannes mit einem ihrer Kurzfilme, beginnt für die Filmemacherin eine Reise zum Film-Olymp der besonderen Art. Die Idee: Isabell gibt ihre Identität für den gesamten Festivalzeitraum an die Schauspielerin Anne Haug ab und akkreditiert sich selbst als Filmstudentin Anne Woelky. Während Isabell erneut hinter der Kamera steht, entwickelt sich aus der realen Reise nach Cannes ein neues Filmprojekt, in dessen Fokus die Geschichte der Nachwuchsregisseurin und deren Produzenten David steht. Eine Geschichte, welche die Realität nicht besser hätte erzählen könnte.

Der Zuschauer befindet sich von Beginn an im Bann eines augenscheinlichen Dokumentarfilms, der mit Sinn für Ironie und Kreativität die Odyssee eines Traums erzählt: Isabell hat es geschafft, sie zeigt ihren ersten Film in Cannes. Doch statt Glamour und Sternchen, sieht sich die Regisseurin an der Seite eines unfähigen und chauvinistischen Produzenten, hetzt von einem verpatzten Termin zum anderen und muss das Miniapartment mit ungebetenen Festivalgästen teilen. Als sie dann auch noch von einer potenziellen Geldgeberin ein niederschmetterndes Feedback zu ihrer neuen Filmidee bekommt, zweifelt sie endgültig an sich selbst, aber auch an den Beziehungen zu ihrem Geschäftspartner und der Welt, die sie umgibt.

Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ ist ein Film, der mit viel Situationskomik und einer ungeschönten, persönlichen Perspektive auf die Chancenungleichheit im Filmbusiness aufmerksam macht und mit sexistischen Weltbildern abrechnet. Den Titel für ihren Film adaptierte die Filmemacherin übrigens vom sarkastischen Brandbrief der drei Regisseurinnen Coline Serreau, Virginie Despentes und Fanny Cottencon. Sie kritisierten im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes 2012, dass keine einzige Filmemacherin im Wettbewerb vertreten war, Frauen jedoch als Rote-Teppich-Dekoration fungierten. Darüber hinaus räumt Isabell Šubas semifiktive Szenerie auf selbstkritische und streitbare Art und Weise mit eigenen Täuschungen und Enttäuschungen auf und spielt ideenreich mit dem Konzept der Wahrheit.

In nur fünf Drehtagen und ohne jegliche Gage produziert, gibt der Film so ein außergewöhnliches und kreatives Exempel für Willenskraft und Durchsetzungsvermögen. Er setzt ein Zeichen gegen verstaubte Welt- aber auch Filmbilder. Die Filmindustrie braucht jene starken weiblichen Persönlichkeiten, sowie sie auch frische und unverfälschte Geschichten braucht. Geschichten, wie sie „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ erzählt. Mit Recht kann man wohl behaupten, dass Isabell Šuba und ihrem gesamten Team ein großer Schritt in eine vielfältigere und facettenreichere Zukunft des deutschen Kinos gelungen ist – und diese will eben auch Frauen!

Wer sich von dem talentierten und kämpferischen Bilderpotpourri selbst überzeugen möchte, hat im Rahmen des New Berlin Film Awards nächste Woche noch Gelegenheit. Montag und Dienstag läuft „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ noch einmal in den Yorck Kinos. Infos gibt es unter: achtungberlin.de

Alle weiteren Links zum Film:
www.maenner-zeigen-filme-und-frauen-ihre-brueste.de
www.facebook.com/MaennerZeigenFilmeUndFrauenIhreBrueste