In den vergangenen Tagen habe ich darüber nachgedacht, wie ich meine Gedanken über den Ozean hinweg nach Venezuela schicken kann. Ihr alle habt sicherlich von der Krise in dem südamerikanischen Land gehört. Doch nur wenigen in Europa ist bewusst, wie lange die Krise bereits andauert und was auf der anderen Seite der Welt passiert. Daher möchte ich euch vier Instagrammer vorstellen, die uns in diesen Tagen einen Blick auf Venezuelas Straßen ermöglichen.

Dank einer einzigartigen Begegnung mit einem venezolanischen Fotografen und Anwalt im Dezember 2018 in Sizilien begriff ich zum ersten Mal die Ausmaße der Regierungskrise und Hyperinflation (im Jahr 2017 lag sie bei 740 Prozent!) für die venezolanische Bevölkerung. Ich konnte meinen Blick schärfen und mein neu gewonnener Freund erzählte mir, warum er – wie so viele andere Venezolaner – die schwere Entscheidung getroffen habe, seine Heimat zu verlassen und nach Europa zu kommen. Viele Venezolaner hätten das Vertrauen in die Demokratie und Politiker verloren. Armut, vor allem in der Provinz des Landes, und die daraus resultierende Gewalt auf der Straße, würden viele in die Verzweiflung treiben. Grundnahrungsmittel, Medikamente und Trinkwasser seien immer weniger geworden in den vergangenen Jahren. Gewalt und Bandenkriege gehören zur Tagesordnung und man solle nach 16 Uhr in Caracas nicht mehr die Straßen betreten, da es sonst lebensgefährlich wäre. Ich konnte es mir kaum vorstellen.

Die Ursachen und derzeitigen politischen Entscheidungen im Zusammenhang mit der Krise sind komplex. Korruption aber auch scharfe Sanktionen der US-Amerikanischen Regierung unter Trump sowie der EU haben Venezuela in den letzten Jahren sicherlich nicht geholfen aus der Krise herauszufinden. Was richtig und falsch ist, soll an dieser Stelle nicht erörtert werden. Entscheidend ist vielmehr, dass die Menschen dieses Landes abermals zum Spielball politischer Interessen geworden sind. Mittlerweile ist mein venezolanischer Fotografen Freund zurück in Caracas. Auf meine Nachfragen hin, hat er mir folgenden Vibes von den Straßen Venezuelas geschickt:

Yesterday it was an historical march here, very close to my apartment (…) The March was massive, really huge and I felt a lot more connected with people surrounding me than other times. No long ago Venezuelans were so apathetic and unable to work together (…) that I felt (like much people) the only way out was leaving the country and that was extremely discouraging. To me the best part was seeing how people is coming back to the streets, fighting peacefully for their future (and bravely since is not only difficult but dangerous as well). I felt people were more conscious about how difficult a change of Government would be, but also very clear (and determined ) since change is vital.

Um auch in der kommenden Zeit mit Venezuela connected zu bleiben, empfahl er mir den folgenden Instagram-Fotografen zu folgen. Ich möchte die großartige Idee weitergeben und euch hiermit diese vier Instagrammer vorstellen.

@OELZER alias Leo Álvarez ist ein ehemaliger Anwalt und fotografiert seit über 17 Jahren. Sein Account bezeichnet er selbst als „ein Fenster des Landes in den Tagen des Blackouts.

@alecegarra alias Alejandro Cegarra ist ein anderer großartiger venezolanischer Fotograf, der mittlerweile in Mexico City lebt und eine Fotoserie über das Leben in Venezuela nach Hugo Chavez Tod veröffentlichte. Neben aktuellen Bildern aus Caracas dokumentiert er auch die Krise an der Grenze Mexikos zu den USA.

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Caracas, Venezuela.

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@giovasworld alias Giovanna ist auch eine ehemalige Anwältin und startete vor einigen Jahren ihre Karriere als Dokumentarfotografin. Ihre Portraits und Straßenszenen fangen die Stimmung und Atmosphäre in Venezuela still, aber mit voller Stärke und Ausdruck ein.

@fabiolaferrero ist mit ihren 29 Jahren eine junge aber überaus talentierte Fotografin. Vor allem ihre Aufnahmen urbaner Landschaft und Details fangen das Leben unmittelbar ein. Ihr Einsatz von Licht und Stimmung ist phänomenal.

Coverphoto: Maracaibo, Venezuela