Interview: Hi, we are Krispy and the Pooch

Bereits vor einigen Wochen haben wir euch die Debüt-EP der beiden Neuseeländer Krispy & The Pooch vorgestellt. Letzte Woche traf ich das energiegeladene Duo zum Interview in ihrem Lieblingsspäti in Berlin. Lässig, mit viel Humor und extrem sympathisch sprachen sie mit mir über ihr neues Musikvideo, Algorithmen, Zukunftsmusik und ihre Radio-Show, in der die Band bald live on air über die Berliner Musikszene berichten wird. Diese solltet ihr online streamen, denn sie wird genauso sexy, wie die Musik der beiden Jungs!

Pooch, wie würdest du Krispy beschreiben?

„Traditionell“ ist wohl das passende Wort, zu mindestens auf die Musik bezogen. Krispy steht total auf Blues und Soul und all den Oldschool Style und entwickelt auf dessen Basis auch seine musikalischen Ideen. Gleichzeitig bricht er diese jedoch mit neuen Sounds. Als Person ist er 100% ein „Chiller“ aber auch immer bereit für eine Party!

Krispy und wer ist bitte schön Pooch?

Pooch ist extrem aufmerksam gegenüber Details, wenn es um Musik geht. Er liebt Hip Hop und hat einen Hip-Hop-Electronic Background. Er ist ein begnadeter Sound Ingenieur, Producer und Selector, yo! Und generell ist er sehr motiviert, entschlossen, fleißig und kommt gern auf einen Jam vorbei!

Wie hat alles begonnen und was geschah mit den Ratten?

POOCH: Oh die Ratten! Als wir uns kennenlernten lebten wir in einer ziemlich abgefuckten Wohnung in einem Vorort von Auckland. Weil die Miete günstig war für zwei arme Musiker und Studenten wie uns, blieben wir eine Weile. Das Problem war, dass der Hausbesitzer all unsere Email ignorierte und einfach nichts an dem Haus reparierte und so hatten wir ständig Ratten zu Gast, die sich über die Weinreben am Haus einschlichen. Unsere Waffe gegen sie waren unsere Beats, und ein Kammerjäger, der Gottseidank irgendwann vorbeikam!

Machten diese widrigen Bedingungen eure Freundschaft unzertrennlich?

KRISPY: Absolut! In harte Zeiten überlebt nur der Stärkste! – lacht.

Und wie kam es, dass du dann nach Berlin geflüchtet bist?

Ich würde nicht sagen, dass ich geflüchtet bin! Oder vielleicht doch? Naja, jedenfall… Da ein Teil meiner Familie aus Kroatien kommt, reiste ich vor einigen Jahren nach Europa und besuchte damals auch Berlin. Ich mochte es hier sehr und hatte seit langem vor für eine Weile auf der anderen Seite des Ozeans zu leben. Weil einer meiner Cousins und ein anderer Freund in Berlin wohnten, wagte ich schließlich den Sprung hierher.

Pooch und warum bist du ihm gefolgt?

Ich hatte ebenfalls den Plan für eine Zeit nach Europa zugehen. Da alle meine Freunde den „klassischen Move“ nach London gemacht hatten und mir erzählten wie teuer es dort war und wie klein die Wohnungen seien, viel meine Wahl schließlich auf Berlin. Außerdem war Kriston hier und weil wir nie zuvor die Gelegenheit hatten, wirklich ein Band-Projekt ernsthaft auf die Beine zu stellen, war das die perfekte Gelegenheit. Berlin bietet einfach mehr Möglichkeiten als Neuseeland. Auch wenn du dort echt richtig richtig hart arbeitest, bist du am Ende nur ein „Big Fish in einem kleinen Becken“. Also wollten wir ausprobieren, wie es an einem anderen Ort läuft, wo es nach obenhin keine Glaskugel gibt, an der man anstößt sondern einen Himmel ohne Grenzen.

Und was vermisst ihr hier?

KRISPY: Pies! Neuseeländische Pies.
POOCH: Oh ja die Kuchen hier sind nicht das gleiche! Ich vermiss meinem Pie am Morgen!

Wie entstand die Idee zu eurem letzten Musikvideo „The Market!“?

POOCH: Mit Meetings über Meetings! Wir hatten ziemlich viele Brainstormings mit Marino Coates-Chitty, der den Film drehte und auch aus Neuseeland kommt. Er arbeitete lange Zeit für eine Filmproduktion und das Musikvideo ist sein erstes Solo-Projekt mit uns. Das Problem war, das wir nur ein begrenztes Budget hatten, aber etwas besonderes wollten und jede Menge verrückte Ideen aufkamen, die dann so nicht umsetzbar waren. Daher dauerte es eine ganze Weile bis wir das Video schließlich produziert hatten.
KRISPY: Genau, wir wollten einfach rüberbringen, was der „Markt“ ist.

Und was ist der Markt?

KRISPY: Wörtlich: Der türkische Markt. Ich kam irgendwann vom Markt nach Hause zurück, hatte die Idee zu einem Song, schrieb die Lyrics und ging wieder runter zum Markt. Done! – lacht.

Habt ihr das Video tatsächlich mit einer Oldschool Cam gedreht, damit es diesen Vintage-Style bekommt?

POOCH: Ja, wir haben alles auf VHS gedreht und danach in der Post-Produktion editiert. Color Grading und all das. Da wir alle mit VHS aufgewachsen sind, war die Idee ein Look & Feel der alten Videos zu erlangen. Und ehrlich gesagt funktioniert das auch wirklich nur gut für Musikvideos, denn beim Dreh ist uns aufgefallen, wie laut diese alten Kameras waren. Du hörst die ganze Zeit das Tape laufen! Ein Interview damit wäre schwierig.

Drei Wörter, die eure Musik beschreiben…

KRISPY: Slimy. Yet. Satisfying! (schleimig, noch, befriedigend) – beide lachen.
POOCH: Haha! Ja schleimiger Gutter Funk! Wir nehmen uns selbstt nicht zu ernst. Wir haben einfach Lust, dass die Leute aufstehen und tanzen!

Oldschool oder super hip?

POOCH: Definitiv oldschool!
KRISPY: Habe Respekt vor deinen Vorfahren!

Vergangenheit oder Zukunft?

KRISPY: Zukunft! The future is bright!

Was wird aus der Zukunft der Musik?

POOCH: Tatsächlich haben wir darüber erst vor ein paar Tagen gesprochen und sind auf ziemlich komische Sachen gestoßen. Im Prinzip ging es darum, dass wir an den Punkt gekommen sind, an dem heutzutage Algorithmen kreiert werden, die Nummer Eins Hits produzieren.
KRISPY: Vor kurzem hat ein Major Label, ich glaube Warner Music, zum ersten Mal einen Algorithmus unter Vertrag genommen. Nicht einen Künstler, sondern einen Algorithmus! Ist das nicht gruselig? Vor allem im Trap klingen heute immer mehr wie Roboter und so, als ob sie zu viele Drogen genommen hätten. – lachen. Aber glücklicherweise trifft das hauptsächlich auf den Mainstream zu. Wenn man Musi als Ganzes betrachtet, gibt es Gottseidank immer noch genügend Menschen, die nicht auf den kommerziellen Sound abfahren. Der Zugang zu Musik ist heute einfacher als je zuvor. Allein durch alle Streaming und Onine Dienste. Das bedeutet wiederum das der Markt gesättigt ist und du ganz oben Künstler hast, die alle hören wollen, weil ihre Namen überall promotet werden und jede Menge Geld dahinter steckt. Aber es gibt da draußen Hunderte, Tausende von grandiosen Künstlern, die eine Fanbase von Millionen von Zuhörern verdient hätten, allerdings werden sie in Nischen gefeiert!
POOCH: Genau. Auch wenn man damit keine Millionen von Dollar verdient ist es deswegen heute trotzdem möglich einen Nischenmarkt zu bedienen mit ziemlich treuen Fans.

Hast du dein „Phone“ gefunden?

KRISPY: Ja ich habe es gefunden. Aber es war kaputt. Ein gebrochener Screen!

Was steht als nächstes an?

KRISPY: Wir haben in den letzten Wochen an neuen Songs gearbeitet. Dabei sein werden auch einige großartige Features mit anderen Künstlern hier in Berlin. Wie zum Beispiel einem anderen Kiwi Girl, die gerade hier hergezogen ist und mit der Pooch schon gearbeitet hat. Sie heißt Zoe und auch ein Song mit der israelischen Produzentin und Sängerin J.Lamotta. Wir jamen mit vielen tollen Musikern hier.
POOCH: Es gibt soviel Leute mit denen wir schon immer einmal zusammenarbeiten wollten und nun endlich die Möglichkeit dazu haben. Also werden wir als nächstes einige Singles releasen und danach folgt ein Album.
KRISPY: Ah! Und außerdem werden wir bald unsere eigene Radio-Show haben auf einem neuen Sender in Neuseeland, der Music for the People heißt und den man online streamen kann. Der Name der Sendung ist Over Yonder und die erste Episode läuft am 3.Juli 2019 um 10 Uhr morgens deutscher Zeit. Die Idee hinter dem Radio-Sender ist, dass jede Show von einem anderen Künstler für die Menschen da draußen gemacht wird. Deswegen steht alles im Zeichen der Musik! Ohne stundenlange lästige Werbung. Wir werden in jeder Episode über einen anderen Künstler sprechen, von denen wir beeinflusst oder inspiriert wurden. Live on air aus Berlin über die Musikszene hier vor Ort! Und natürlich laden wir auch jede Menge Musiker, die hier leben als Gäste ein!

Last but not least: Eure Frage!

Würden du lieber gegen eine Ente in Pferdegröße oder 100 Pferde in Entengröße kämpfen? – lachen.

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