Mindgames: Lebensabschnitte

To live is the rarest thing in the world. Most people exist, that is all.

Du wirst geboren und deine Kindheit beginnt. Und vermutlich ist das das Einzige, das dir im Leben geschenkt wird. Nein, keine Hommage an den Pessimismus und auch keine an die romantisierte Kindheit. Irgendwie aber an den Lebensabschnitt. Keinen bestimmten, sondern all die Stufen im Leben, die es zu bewältigen gilt, bis…

…ja, bis was eigentlich? Stelle mir eine Plakatwand inmitten einer großen Metropole vor: ,,Noch 15 Jahre und 2 Lebensabschnitte, dann bist du endlich tot!“ Es klingt makaber, aber Lebensabschnitte intensivieren den Blick auf die Vergänglichkeit. Die Vergänglichkeit aller, der wir uns nicht entziehen können. Du wirst geboren und deine Kindheit beginnt. Du wirst pubertär und hoffst auf den nächsten Lebensabschnitt. Du beginnst eine Ausbildung, ein Studium und spätestens nach 5 Jahren Theorie willst du einfach nur arbeiten. Geld verdienen, Geld ausgeben. Konsum als Belohnung verbuchen. Mit irgendjemandem, den du gern hast. Dein Lebensabschnittsgefährte. Die Leere der Beziehung füllen und ein Kind ,,planen’’. Das Kind großziehen und sich der eigenen Vergänglichkeit noch bewusster werden. Traurig sein. Aber auch zufrieden, weil das ist halt das Leben, nicht wahr?

Du erfährst Enttäuschung und Schmerz und redest dir oft ein, an ihr zu wachsen. Für manche Lebensabschnitte sei sie wichtig, aber eigentlich willst du nur deine Ruhe. Willst Dinge erleben, reisen, um später deinen Enkeln davon zu erzählen. In welchem Lebensabschnitt sie sich dann wohl befinden? Willst dich nicht dem Druck des Lebenslaufes beugen, willst ihn aber mit aufregenden Dingen füllen. Für den Seelenfrieden, natürlich. Nur für dich. Damit du am Ende deine Ruhe hast.

Lebensabschnitte geben Struktur. Wir sind jetzt nämlich älter und müssen auf eigenen Beinen stehen. Was reißen, um niemanden zu enttäuschen. Vor allem uns selbst nicht. Es dir endlich mal beweisen, oder noch einmal.
Lebensabschnitte betrachten wir intensiver, wenn sie schon waren. Etwas ist gewesen. Das Leben besteht aus vielen Enden. Viele Enden bedeuten viele Anfänge. Aufbrüche. Und Anfänge sind doch was Gutes, oder? Ja, schon, nur steckt dahinter verdammt viel Arbeit und vielleicht hat man da nicht immer so Bock drauf. Zumindest auf die Anfänge, die im Happy End münden sollen. Oft werden uns Lebensabschnitte bewusst, wenn wir erfolgreich waren. Dabei hat ein kluger Mensch einmal gesagt, dass viele, die sich auf den Weg der Selbstfindung machen, zwar ängstlich sind, aber ankommen könnten. Roger Willemsen war dieser Mensch und er hat viele kluge Dinge über’s Leben gesagt – nicht nur im Konjunktiv. Und es ist gar nicht mal so unklug, Lebensabschnitt und Selbstfindung miteinander zu verbinden, suchen wir doch in allen Lebensabschnitten ein bisschen nach uns selbst. Denn aus diesem einen Leben versuchst du das Beste herauszuholen, dich selbst finden, erfolgreich sein, keine Enttäuschung sein, bis…

…ja, bis was eigentlich? Du deine Ruhe hast, klar.