Irgendwo zwischen den Alpen, zu Teilen an die Lombardei, Trentino-Südtirol und Venetien angrenzend liegt eine der schönsten Orte überhaupt - der Gardasee. Nur wenige Orte versprühen einen immer noch so mondänen Charme wie diese Region. Gedanken, die mich überkommen, wenn mich mal wieder das Fernweh packt.

Verzaubert hast du mich, seit ich dich das erste Mal besuchte. Irgendetwas war ganz anders als sonst. Deine Schönheit und endlose Vielfalt hat mich erschlagen und immer wenn ich mit dem Begriff Fernweh in Berührung komme, muss ich zuerst an dich denken. Seitdem träume ich von einem Haus am See. Du, Gardasee oder Lago di Garda, und all die kleinen Städte um dich herum. Limone, Malcesine, Garda oder Bardolino. Ihr strahlt etwas aus, das sich für mich unendlich gut anfühlt. Es ist keine wohlige Melancholie die mich umgibt, auch keine tiefe Trauer über das bereits Vergangene. Es verbindet das Gefühl von Kindheit und dem Vorhaben, die Gedanken und Erinnerungen nicht überschreiben, sondern vermehren zu wollen.

Die Region um den Gardasee versetzt mich in ein anderes Jahrzehnt. Irgendwas zwischen den 50er und 60er Jahren. Der Frühling nimmt sein Ende und mündet in den Sommer. Irgendwas zwischen Brigitte Bardots ,,La Madrague’’ und Gypsy Jazz Caravans ,,Take 5’’. Ein Lebensgefühl, das von Genuss geprägt ist. Eine Dachterrasse mit Blick auf den See. Weiß-Rot gestreifte Sonnenschirme und Gartenmöbel im Jugendstil. Ihr wisst schon, im Hintergrund die großartige, raue und doch einladende Bergkulisse, die nach und nach mit kleinen orangenen Häuschen bestückt wurde und sich (für mich) als schönste Region Norditaliens entpuppt.


Vermutlich ist es der mondäne Charme, den man abseits der gängigen Touristenzentren sehr wohl noch findet. Vielleicht ist es auch einfach meine Vorliebe für Berge, Seen und Städte an Seen und Bergen geschuldet, was weiß ich schon. Was ich weiß ist, dass es nur wenige Orte schaffen, mich in ein völlig anderes Lebensgefühl zu katapultieren und gleichzeitig Schlechtes und auch Gutes im Hier und Jetzt auszublenden, denn das Hier und Jetzt wird mit Limoneneis in der einen und ein Stück Ciabatta in der anderen Hand, das in Olivenöl mit Salz getunkt werden will, neu definiert. Jede andere Stadt, Region oder Land kann Ähnliches in Dir auslösen. Für mich ist es der Gardasee, der für mich der Inbegriff des ,,süßen Lebens“ ist. Gelassenheit trotz nobler Eleganz, Lebensfreude und die passende Vespa dazu. Vielleicht auch ein Cabrio. Vielleicht auch nichts davon und stattdessen ein Eis in jeder Hand auf der Dachterrasse mit Seeblick. Denn das süße Leben muss süß gehalten werden. Ich weiß nicht so recht was es mit diesem Gefühl auf sich hat, das sich breit macht, wenn man an sein favorisiertes Urlaubsziel denkt. Handelt es sich wirklich um reines Fernweh? Nostalgisches Fernweh? Individualisiertes Fernweh? Vielleicht schwingt doch etwas Melancholie mit, da es uns zurück in unsere Kindheit versetzen kann – mit all seinen Gerüchen, Erinnerungen und noch kleineren Momenten, die für uns die Welt bedeuten. Jeder sollte so einen Ort sein ,,Eigen“ nennen. Mir gehört weder der Gardasee, noch ein Ferienhaus oder Boot. Und doch gehören mir ganz bestimmte Momente, die ich mit dieser Region verbinde. Und je mehr ich mich in diesen Gedanken verliere, desto mehr gehört mir auch der Gardasee, die herausragende Landschaft und diekleinen, verwinkelten Gassen. 

Das Revue passieren lassen unserer vergangenen Urlaube löst etwas Ttolles in uns aus. Nämlich Wehmut. Jener kann uns ermutigen. Auch wenn wir Wehmut mit dem Begriff der ,,Unwiederbringlichkeit“ in Verbindung bringen, bedeutet es auch, dass wir den Mut haben sollten in einer Gegend, die reich an persönlichen Erinnerungen ist, Neue zu erzeugen indem wir Neues erleben, um sie vor dem Vergrauen zu schützen. Jeder sollte dort gewesen sein. Jeder sollte diese Kulisse einmal erlebt haben. Und auch wenn sich für viele (Europäer) eine Reise nach Italien wohl nicht so groß anfühlt wie ein 4-wöchiger Trip nach Kanada bin ich mir sicher, dass der Gardasee auch irgendetwas mit Dir machen wird. Und wenn es nichts ist, außer das Hervorbringen einer neuen Vorliebe für wirklich gutes Ciabatta, Olivenöl und Salz!