Rennen im Stillstand

, 7. März 2010 various

Und weil egal ist, was andere denken, sollte man tanzen, als würde niemand zusehen. Tanzen um des Tanzens Willen und um der Welt zu entschweben, die viel zu oft viel zu traurig ist.

Wie leicht es mir fällt, auf mein Leben zu blicken und ein entschiedenes: „Alles ist scheiße!“ auszustoßen, ehe ich weinend in meinem Kissen versinke, aber muss das denn sein? Es wird doch immer wieder irgendwas geben, was einen runterzieht und wo selbst ich kleines, knuddeliges Wesen ein „Fick dich doch!“ auf den Lippen liegen habe, das natürlich nie ans Tageslicht gelangt – brav, wie ich bin. Und so, wie es immer wieder etwas geben wird, was versucht, mir das Leben zur Hölle zu machen, so wird es auch immer Dinge geben, die mich daran erinnern, dass alles gar nicht so schlimm ist.

Gerade scheint die Sonne in mein Zimmer und lässt den Staub in der Luft tanzen, sobald ich auch nur die kleinste Bewegung mache. Ja, ich sollte mal wischen, aber wenn ihr sehen könntet, wie die kleinen Punkte durch das Licht tanzen, wüsstest ihr, dass es in Ordnung ist, wenn ich noch ein wenig mit dem Saubermachen warte.
Aber auf einmal fällt es mir ein und wenn ich die Augen beinahe schließe, sehe ich sie auch wieder: Die Botschaften der Engel.

Im Zeitalter des Internets sterben die alten Sendearten immer mehr aus. Es gibt keine Briefe mehr – schon gar nicht handschriftlich – kaum noch Telefonanrufe und von den ausbleibenden Besuchen wollen wir gar nicht erst anfangen. Die Welt dreht sich schneller, sagt man nicht so? Aber es ist gar nicht die Welt, die sich schneller dreht, es sind wir, die schneller rennen. Wobei ich mich mit Physik nicht so gut auskenne: Wenn alle rennen, könnte es tatäsächlich sein, dass die Drehkraft der Erde zunimmt?

Wenn uns alles zu viel wird, machen wir die Augen zu, blenden die auf uns zurasende Zukunft aus und verharren einige Atemzüge lang im Hier und Jetzt – aber wieso nicht mal aufs Augenschließen verzichten? Manchmal mache ich die Augen fast zu. Ein Blick, der vermutlich seltsam aussieht, aber nur so kann ich sie sehen. Die Botschaften der Engel. Kleine, leuchtende Punkte, die vom Boden in die Luft schweben, immer höher, bis sie irgendwann zu Gott gelangen. Ebenso viele Punkte, die von dort oben wieder herabschweben – Antworten für die Engel. Das muss die göttlichste Form der Kommunikation sein. Bestimmt sind es nicht nur Engelsbotschaften, sondern auch Gebete, Verfluchungen und ähnliches. Alles findet seinen Weg nach oben.

Und wehe mir erklärt jetzt jemand, warum da Punkte schweben. Schon als ich ein Kind war, war ich fest davon überzeugt, dass es genau so ist und ich glaube, ich möchte keine fremden Wahrheiten hören, die mich vom Gegenteil überzeugen wollen.

Augen fast schließen, Atem anhalten, Kopf frei machen und die Welt zum Stehen bringen.