,,In Kashmir when we wake up and say ‚Good Morning‘ what we really mean is ‚Good Mourning‘.“
― Arundhati Roy

Kaschmir. Viele denken nun an ihren teuersten Pullover im Kleiderschrank. Gar nicht mal so falsch. Tatsächlich kommt die Wolle für eure Pullover aus der Region Kaschmir, gelegen zwischen Indien und Pakistan. Süß aussehende Ziegen mit Schlappohren müssen für eure teuren Pullover ihre Wolle lassen. Aber das nur am Rande. Dass Kaschmir seit 1947, nach der Unabhängigkeit Indiens und Pakistan, ein hart umkämpftes Gebiet ist und Mittelpunkt drei verschiedener Kriege war, rückt da schnell in den Hintergrund. Zu wem diese Region gehören soll, da sind sich Pakistan und Indien bis heute nicht einig, und so hat jedes Land eigene Gebietsansprüche. Wer unter diesen Spannungen zu leiden hat, kann man sich denken; die Zivilbevölkerung. Seit der Teilung 1989 herrscht in Kaschmir ein bewaffneter Guerillakrieg der zur Folge hat, dass höhere Instanzen gegen die Zivilbevölkerung kämpfen – und andersrum. Entspannungen im Fall Kaschmir? Gab es. Bis 2014. Seitdem kam es immer wieder zu Feuergefechten, Unruhen, Toten, Engpässen, Vergewaltigungen und propagandistischer Absichten, die weitere Grausamkeiten nach sich ziehen.

Der Kurzfilm von Stanislas Giroux zeigt eine Region voller Schönheit, Vielfalt und Potenzial. Er porträtiert Menschen und ihre Familien, Handwerk und Tradition. Was er ebenfalls zeigt: die verzweifelte Suche nach Freiheit und dem für die Zivilbevölkerung zum Teil einzigen Ausweg: der Kampf nach Souveränität durch Gewalt. Dass die Lage in Indien und Pakistan nicht die gleiche ist wie in unserer westlichen Welt, ist klar. Dass dies nach Jahrzehnten des Krieges und der Besetzung nicht der Anspruch ist, ebenfalls. Der Wille nach einer intakten Infrastruktur ist klein, wenn man sich das höchste Gut, die Freiheit, mühselig erkämpfen muss. Die Gegenüberstellung von traditionsreicher Szenerie und nahezu absurder Gewaltdarstellung zeigt nur zu gut die Dramatik in diesem Konflikt, ohne aufgesetzt dramatisch zu wirken. Giroux fesselt den Zuschauer mit seinen Bildern und sorgt dafür, die Thematik ernstzunehmen, ohne, dass sie im nächsten Moment in Vergessenheit gerät. Was weit weg ist, berührt uns nicht ausreichend. Stanislas Giroux gelingt genau das Gegenteil.

CREDITS
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