So far, so good: Die 6 besten Musikvideos 2018

Es ist viel los, in jeglicher Hinsicht. Trends besitzen eine Überlebensdauer von maximal 2 Wochen und Katzenvideos haben sich als wirkungsvolles Antidepressivum etabliert. Wichtiger aber die Tatsache: kommerzielle Musik wird wieder politischer. Mit dem Tod Mac Millers und Childish Gambinos Video ,,This is America'' richten wir unseren Blick auf die Musikwelt und deren visuellen Zugaben - den Musikvideos. Dabei müssen wir, nicht ganz unbeeindruckt, feststellen: Kaum etwas Gutes ist frei von Gesellschaftskritik. Hier also sechs der brilliantesten und wichtigsten Musikvideos 2018.

Years & Years
,,Sanctify“

Die Aussage, Pop würde sich an immergleichen Elementen bedienen, kann mit Blick auf Years & Years als längst überholt betrachtet werden. Bereits in vergangenen Jahren bescherten sie uns mit ,,King“ und ,,Shine“ Songs, die mehr als nur schnöde Radiohits sind. Man muss vermutlich eine gewisse Vorliebe für Synthie Pop haben, um sich in den Liedern verlieren zu können. Wer das nicht schafft, sollte zumindest die absolut großartige Stimme Olly Alexanders huldigen. Passend zu ,,Palo Santo“, dem neuesten Album von Years & Years wurde im März diesen Jahres das Video zu ,,Sanctify“ veröffentlicht. Samtweiche und trotzdem kraftvolle Melodien, nicht ganz so leichter Stoff. In ,,Sanctify“ thematisieren Years & Years eine utopisch anmutende Welt, in der Menschen von Androiden gelenkt werden. In Palo Santo, einer vollkommen digitalisierten Stadt dienen sie zu Unterhaltungszwecken und sollen auf diese Weise ,,resozialisiert“ werden. Ziemlich kritisch gedacht, mh? Alles erinnert stark an die Hunger-Games-Trilogie, was als keineswegs negative Kritik verstanden werden darf. ,,Sanctify“ wirkt wie ein eindrucksvoller Kurzfilm und überzeugt visuell als auch akustisch – ein kleines Meisterwerk halt.

Mac Miller
,,Self Care“

Ich war schockiert und bin es bis heute. Die Nachricht über den Tod des 26 jährigen erhielt ich in einer Bar in Neukölln. ,,Mac Miller ist tot“ schrieb ein Freund. Ich wusste: der macht keine Witze, und dabei sollte es bleiben. Für viele Menschen ist Mac Miller kein Begriff. Für mich war er einer der besten Rapper unserer Zeit. Mit ,,Nikes On My Feet“, erschienen 2010, war für mich klar, dass der Typ was kann. Swimming sollte also sein letztes Album sein, ,,Self Care“ das letzte Video. In diesem ritzt er, liegend in einem Sarg, den Ausdruck ,,Memento Mori“ in’s Holz. Übersetzt bedeutet dies ,,Sei dir der Sterblichkeit bewusst“. Großartige Spekulationen zum Tod möchte ich mir nicht anmaßen. Dennoch bleibt zu sagen, dass jeder unnatürliche Tod, im Falle Mac Millers vermutlich durch Drogen und Depressionen, höchst tragisch ist. ,,Self Care“ ist das letzte Geschenk an die Fans und hinterlässt einen durchaus bitteren Nachgeschmack.

Kali Uchis
,,After The Storm“

Was verbindet man mit Kali Uchis? Wenn man fies ist, könnte man sie als Part-Time-Anhängsel von Tyler, The Creator bezeichnen. Wenn man nett ist, und darauf kommt es an, macht sie grandios smoothe Musik die gute Vibes versprühen. Nicht zu unterschätzen sind die dazugehörigen Videos, die in ihrer Farbvielfalt kaum zu übertreffen sind. Kali Uchis wirkt in ihren inszenierten Welten wie eine immer hübsch zurecht gemachte Barbie, allerdings mit der richtigen Message. So singt sie in ,,After The Storm“ davon, Selbstliebe eine Chance zu geben, denn am Ende ist man immer von sich selbst umgeben. In Verbindung mit den charakteristischen Videos nimmt Kali Uchis die Schwermütigkeit aus ihren Texten und verbindet sie mit positiv und bunt anmutenden Szenerien. Das Endergebnis? Ein Video so ansehnlich wie ein Süßigkeitenladen, in dem diesmal Tyler den Feature-Part übernimmt.

Drake
,,Nice For What“

,,Nice For What“, eine Hommage an jede Frau da draußen. Eine gelungene Momentaufnahme zur Huldigung des weiblichen Geschlechts. Und ein krasser Sommerhit. Vermutlich gäbe es noch viel mehr über die Hintergründe, das Lauryn Hill Sample und die Gastauftritte von Emma Roberts, Olivia Wilde oder Syd zu erzählen. Wir bleiben einfach dabei und sagen, dass ,,Nice For What“ vielleicht eine Hymne für Feministinnen sein mag, aber ganz sicher ein verdammt catchy Track!

Jorja Smith
,,Teenage Fantasy“

Mit ihrem Album ,,Lost & Found“ kam ,,Teenage Fantasy“ und ein herrlich nostalgisches Video. Paris, Schwarz-Weiß-Aufnahme, ein Altbau, zwei wunderschöne Frauen, eine davon Smith. Es geht um Liebe, das zukünftige Leben und der Tatsache, dass Jorja den Track mit 16 aufnahm. Daher rührt wohl auch eine gewisse Infantilität und Verspieltheit, die dem Song keineswegs zur Last fallen. Im Gegenteil, alles passt irgendwie zusammen. ,,Teenage Fantasy“ und Kali Uchis ,,After The Storm“ könnten unterschiedlicher nicht sein, haben aber trotzdem eines gemeinsam: einfach mal machen, egal was die Trends sagen.

Childish Gambino
,,This Is America“

Das wohl kontrovers diskutierteste Video in diesem Jahr ganz am Ende dieser Auflistung. Waffengesetze, Trump, Polizeigewalt, Unzufriedenheit. all das machte sich vor allem zu Beginn des Jahres in den USA bemerkbar. Im März Massendemos gegen bestehende Waffengesetze, knapp zwei Monate später ,,This Is America“. Wir berichteten bereits über Childish Gambinos grandios inszenierte Streitschrift gegen bestehende politische Verhältnisse und gesellschaftliche Problematiken. ,,This Is America“ bohrt tief und findet sein Ziel an der Stelle, die am meisten schmerzt. Glover spielt im Video mit Extremen und Gegensätzen, Harmonie und Dissonanz und naja, was bleibt zu sagen? Es funktioniert erschreckend gut.