Travel: Manifesta12, Kunst und Zauber in Palermo!

Palermo! Eine Stadt deren Geschichte über 2000 Jahre zurückreicht und fast jede europäische Zivilisation in dieser Zeit beheimatete. Die alten Griechen und Römern, Araber, Normannen, Spaniern. In Palermo spürt man nicht nur den den Hauch der Sahara in der Luft, sondern hier vereinen sich seit jeher europäische und afrikanische Kultur zu einem Schmelztiegel. Für das internationale Festival moderner Kunst MANIFESTA, war dies einer der Gründe Siziliens Metropolstadt für die diesjährige Nomadenbiennale auszuwählen, die seit dieser Woche bis zum 4. November 2018 in Palermo zu Gast sein wird. Warum sich eine Reise in den Süden lohnt, verrate ich euch hier...

Palermo ist ein Symbol für das Zusammenleben einer multikulturellen Gesellschaft. Nicht nur in der Architektur der Stadt, der Küche und den Traditionen und Gebräuchen schlägt sich dies nieder. Während die Zikaden aufgeregt in der Mittagssonne zirpen und elegant gekleidete Damen sich unaufhörlich Luft zu fächernden, ruhen die neugierigen Augen auf den Vorbereitungen einer Gruppe junger Afrikaner und Palermitaner, die ihren Körper voll grüner Farbe bedecken. Jelili Atikus Performance ist eine der Auftaktveranstaltungen des Manifesta 12.

Der nigerianische Künstler hat dafür Volunteers gewonnen, die an einer Art Prozession vom Meer in das Herz der Stadt teilnehmen. Der spirituelle Umzug im Zeichen der Kunst soll die christlichen Traditionen der Heiligenprozessionen mit denen sakraler Rituale der Yoruba-Kultur in Afrika verbinden.

Jelili Atikus ist einer der insgesamt 50 Künstler, die aus der ganzen Welt ihre Installationen, Videos, Skulpturen, Performances, Fotografien und literarische Projekte als Botschaft an die Welt an über 20 verschiedenen Orten der Stadt ausstellen. Das kulturelle Konzept „Planetary Garden. Cultivating Coexistence“ verbindet dabei die beiden Themenschwerpunkte des Festivals: Migration und Klimawandel. Zwei Themen, die in Palermo wie in keiner anderen Stadt polarisieren.

Die Europäische Nomadenbiennale MANIFESTA, die in 1996 in Amsterdam gegründet wurde und alle zwei Jahre in einer anderen Gastgeberstadt stattfindet, zieht Besucher aus der ganzen Welt an und bietet über fünf Monate Kunst auf allen Ebenen. Manifesta ist die Anlaufstelle für die Entdeckung aufstrebender Künstler und spannender Kunstwerke. Hier findet man Ideen, die zum Nachdenken anregen und tritt in den Dialog mit spektakulären Orten jeder Gastgeberstadt.

Es ist der Moment für Europa, die Bedeutung seiner mediterranen Identität anzuerkennen: Palermo bringt Manifesta zum Mittelmeer und das Mittelmeer nach Europa. Manifesta 12 ist eine Gelegenheit, Palermo für das zu feiern, was es wirklich ist: ein Labor für Menschlichkeit, Kunst und Kultur.(Leoluca Orlando, Bürgermeister Palermos

Das Hauptziel der Manifesta 12 besteht darin, mit den lokalen Gemeinschaften interdisziplinär zusammenzuarbeiten, um architektonische, städtische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Strukturen zu überdenken und künstlerische Antworten auf die Herausforderungen der Zukunft zu bieten. Besonders beeindruckend sind die zahlreichen Videoinstallationen im Palazzo de Seta zum Thema Migration und Flucht und im Palazzo Buttern zum Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Hedwig Fijen, die Gründerin der internationalen Kunstschau hofft mit allen Beteiligten, dass „durch die Linse Palermos“ geopolitische Phänomene und heutige Krisen in neuem differenzierten Licht widergespiegelt und analysiert werden können.

Ganz nach dem Motto „Sozialer Wandel ist möglich“ soll die Biennale nicht nur Kunstbegeisterte aus aller Welt mitreißen, sondern vor allem die Palermitaner. Auch wenn viele von denen in den letzten Jahrzehnten den Glauben an einen solchen sozialen Wandel verloren haben, bewies bereits die Eröffnungswoche des Manifesta das Bewegung in verstaubte Sphären gekommen ist. Auch wenn Einheimische und Manifesta-Besucher noch aus verschiedenen Welten zu kommen scheinen, war der Zauber rundum die Ausstellungen an jeder Ecke zu spüren. Inspiriert vom bunten Spektakel der Künstler ließen sich die Leute treiben und mitreißen. Die Luft schien elektrifiziert und die Ästhetik der Installationen und Paläste lassen keinen Zweifel offen: Palermo ist eine Reise wert! Jetzt erst recht!

all pictures (c) Helen Hecker