Digitale Solidarität gegen das Corona Virus! Das Netz ist voll mit Aktionen von Musikern und Künstlern, Streams, Webinars, Podcasts oder anderen digitalen Angeboten, die uns das Leben in der "freiwilligen Isolation" nicht nur erleichtern sondern auch ein kleinwenig versüßen wollen. Wir haben euch hier unsere Favoriten zusammen gestellt.

Menschen, die wie ich gewöhnt sind, aus dem Home Office zu arbeiten, können sich wahrscheinlich wesentlich einfacher an die neuen Gegebenheiten anpassen, als viele andere. Dennoch bleiben viele Momente an denen uns bewusst wird, welchen Wert die abendlichen Touren mit Freunden in den Bars Stadt haben, in den wir uns danach sehnen im Club abzutanzen, stundenlang im Restaurant zu schlemmen, auf einer Wiese im Park zu liegen oder ins Kino und Theater zu gehen.

Wie ihr vielleicht gelesen habt, harre ich die Ausgangssperre gerade in Italien aus, wo bereits vor einem Monat die ersten aufbauenden Aktionen und Angebote im Netz ins Leben gerufen wurden, um die Zeit zu Hause besser zu überdauern. Doch nicht nur hier sprießt die Solidarität und Kreativität aus allen erdenklichen digitalen Quellen, mittlerweile ist das Internet randvoll mit Ideen und To Dos, die uns die vielfältigsten Möglichkeiten bieten. Also wenn ihr ebenfalls euer Netflix-Programm überdrüßig seid, euch die passenden Lektüre im Bücherregal fehlt, ihr vom Scrollen auf Instagram & Co. bereits einen Schwindelanfall bekommt und alle Yoga-Tutorials durchhabt, dann haben wir hier ein paar Tipps für euch:

ZU HAUSE ABTANZEN

Die Berliner Clubkultur steht vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte. Die einzigartige Kulturszene, die sich über Jahrzehnte in Berlin entwickelt hat, steht seit Freitag, den 13. März 2020 wie das gesamte Berliner Nachtleben still. Nicht nur für die Clubs, Künstler und Kulturschaffenden ein herber Schlag, den sich wohl vor ein paar Wochen niemand hätte ausmalen können, sondern auch Verlust für alle tanzfreudigen Weggefährten unter uns. Als Antwort auf diese Krise zeigen sich die Berliner Clubs mit dem Rest der Welt in Quarantäne solidarisch und haben sich mit anderen verschiedenen Medienpartnern zusammengetan, um dir nun die besten Line-Ups direkt ins Wohnzimmer zu liefern. Hole dir deinen Clubabend von 19 bis 24 Uhr auf unitedwestream.berlin nach Hause ohne in der Schlange zu stehen und bedanke dich mit einer Spende. Wenn schon alleine feiern, dann richtig.

Johannes Husten – live

KatermukkeMultistreaming with https://restream.io/?ref=J9612

Gepostet von KaterBlau am Freitag, 27. März 2020

Zudem will auch der Holzmarkt seinen Gästen weiterhin Lichtblicke schenken und bietet mit der Initiative Lockdown Diaries neben Interviews, Lesungen und weiteren Beiträgen aller Couleur, Radioshows und Akustik-Sessions live aus dem Studio 25.

Noch mehr Musik und Konzerte findet ihr außerdem auf den Instagram-Profilen vieler Musiker sowie bei @sennheiser, die ganze Club-Konzerte übertragen. Außerdem gibt es DJ-Livestream auf Dringeblieben.de und viele Radiostationen wie radioeins und TV-Noir bieten tägliche Wohnzimmerkonzerte. Eine besonders spannende Soli-Aktion ist das auf Instagram unter dem Hashtag #wirbleibenzuhause veranstaltete Festival.

NEUE HORIZONT IM HOME KINO

Wie ihr alle wisst leben wir dank Netflix & Co. längst im Zeitalter der Video-Stream-Dienste, doch nicht immer finden wir auf den Plattformen der Giganten jene Filme, die uns nicht nur unterhalten, sondern auch inspirieren und zu neuen Horizonten führen. Deswegen habe ich euch hier einige Alternativen herausgesucht, die zudem das Independent-Kino unterstützen. An ersten Stelle empfehle ich euch das spezielle Angebot dieser beiden Filmfestivals, die zu Corona-Zeiten ihre ausgewählten Filme in Originalsprache kostenlos zur Verfügung stellen! Das erste ist das internationale Dokumentarfilm-Festival Sole Luna aus Italien, das mit seiner Initiative „Bring The Doc Home“ eine Reihe grandioser Dokumentarfilme online gestellt hat.

Auch das Environmental Film Festival aus Washington DC hat ein tolles Programm bereit gestellt, dass seinen Fokus auf Filme zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit gerichtet hat. Und wer dann noch mehr Lust hat auf einzigartige Filme hat, der sollte Grandfilm On Demand besuchen, die sich solidarisch mit Independent-Kinos zeigen und ihren Gewinn aus den Streaming Fifty Fifty mit den deutschen unabhängigen Kinos teilen!

WAS DU NOCH NIE GELESEN HAST

Was kann man wohl besser zu Hause machen als lesen. Das denken sich garantiert viele von euch. Selten ist dafür die Zeit und noch seltener widmen wir uns jenen Bücher von denen wir schon hundertfach gehört, aber noch nie in Angriff genommen haben zu lesen. Doch wie kommen wir nun an den Lesestoff? Buchläden sind geschlossen. Bibliotheken auch. Einige bieten einen Online-Service, doch der ist natürlich begrenzt. Noch schnell über Amazon bestellen? In Italien und Frankreich hat der Liefergigant seine Botendienste bereits bis auf das „Lebensnotwendige“ eingeschränkt. Was bleibt ist natürlich auch in diesem Fall das digitale Format. Ich selbst war bisher nie ein großer Freund von E-Book weil ich den Geruch der Buchseiten und das darin Blättern als essentiell empfinde. Doch nun sage selbst ich, lieber auf dem Bildschirm als garnicht! Für kostenlose E-Books, Zeitschriften und Hörbücher habe ich euch dagegen hier ein Paar Tipps zusammengestellt:

Ein ganz besonderes Highlight schenkt uns ab dem 3. April 2020 das Viral – Online Literaturfestival in Zeiten der Quarantäne mit Lesungen und jede Menge spannenden Büchern. Auf der Suche nach einem Klassiker oder Märchenbuch? Dann am besten über das Projekt Gutenberg bei Amazon. Wer zudem Amazon Prime hat kann sich zahlreiche weitere Bücher kostenlos ausleihen. Die wohl größte Independent-Bibliothek der Welt mit Büchern in allen Sprachen ist die National Emergency Library und Erzählungen von Indie- und Newcomer-Autoren gibt es bei bookrix.de. Und Freunde des Hörbuchs und Podcasts werden bei gratis-hoerspiele.de glücklich. Der Verlag Gruner + Jahr bietet im Rahmen der Soli-Aktion „Deutschland bleibt zu Hause“ alle digitalen Zeitschriften gratis an, darunter Titel wie Stern und verschiedene GEO-Ausgaben. Und wer am Ende in diesen schwierigen Tage noch eine Dosis Humor braucht kann auf die kostenlosen Ausgaben des Satiremagazins TITANIC zugreifen.

THEATER AUF DER COUCH

Dass Theater und Kulturveranstaltungen in Zeiten des Coronavirus nicht mehr räumlich stattfinden können, muss nicht heißen, dass der Kunst keinen Raum geboten wird. Das beste Bespiel hierfür liefert das Berliner Hebbel am Ufer, kurz HAU. Es stellt sich den neuen Herausforderungen und will seinem Publikum dennoch diskursive Reflexionen ermöglichen. Deswegen baut es derzeit seine Mediathek HAU3000 aus und bietet bereits jetzt auf seinem Youtube-Kanal das Onlineprogramm für “Spy on Me #2 – Künstlerische Manöver für die digitale Gegenwart”. Mit dem Festival “Spy on Me” geht das HAU nach 2018 bereits in die zweite Runde und sucht über Performances, interaktive Raum-Installationen und Diskursveranstaltungen Antworten auf die gesellschaftliche Transformation im digitalen Zeitalter. Es geht um digitale Zukunftsutopien, die bereits hier inmitten dieser Gegenwart begonnen haben und neue Bedingungen für das gesellschaftliche Zusammenleben stellen. Absolut empfehlenswert ist zudem ein Blick auf den digitalen Spielplan von Nachtkritik, der die vielfältigen Angebote der deutschen Theater oder Opernhäuser zusammenstellt.

MUSEEN AUF DER COUCH

Wer eher Lust auf eine Museumstour von der Couch aus hat, der kann das Angebot vieler Museen wahrnehmen, die immer mehr Ausstellungen kostenlos im Internet zeigen. Darunter findet sich die Digitale Kunsthalle in Kooperation mit dem ZDF, eine 360-Grad-Tour vom RBB durch die Berliner Museen und ein spezielles Angebot des Berliner Naturkundemuseums sowie des Museums für Kommunikation in Frankfurt. Für alle Reisewütigen unter euch, die derzeit gezwungenermaßen auf Heimaturlaub sind, empfehle ich zudem vielfältigen Touren von Google Arts & Culture unter denen sich die Uffizien in Florenz, die National Gallery in London, die National Gallery of Art in Washington DC , das Pergamon in Berlin und viele mehr befinden. Noch nie war ein kultureller

ZEIT UM MEHR ZU WISSEN

Last but not least, mein wichtigster Tipp: Nutzt die Zeit um euch zu bilden! Nicht nur dank all der kulturellen Angebote sondern auch mit den vielfältigen Webinars, E-Learnings oder wissenschaftlichen Datenbanken. Die Zeit in der „Self-Quarantine“ ist vor allem eine Zeit sein, die wir sinnvoll nutzen können, um vielleicht sogar neue berufliche Wege einzuschlagen, finanzielle Engpässe auszugleichen oder schlicht und einfach, um unser Wissen zu erweitern. Endlich Chinesisch oder Gebärdensprache lernen? Oder vielleicht doch lieber einen Online-Kurs in Fotografie machen? Das Netz ist voll mit Youtube-Tutorials, Plattformen oder Ted-Ex Talks! Nie war Lernen leichter als heute! Checkt zudem die Online-Angebote eurer Volkshochschule oder besucht die Plattform skillshare.com auf der ihr vom kreativen Schreiben über Fotografie-Kurse, Grafik- und UX Design bis hin zu Business Analytics alles Mögliche findet. Ein spezielles Weiterbildungsangebot für Frauen bietet zudem womenandwork.de. Und wer Lust auf ein Schnupperstudium hat, sollte auf oncampus.de vorbeischauen.

Zu guter Letzt noch die großartige Initiative Ludwig Against COVID-19 der Plattform Ludwig.guru. Die Suchmaschine, die dir sonst das Schreiben in Englisch vereinfacht in dem du ganze Sätze in das Wörterbuch eingeben kannst, hat jetzt eine spezielle Datenbank online gestellt, die alle wissenschaftlichen Artikel zum Corona Virus und COVID-19 zusammenfasst und die Recherche darin ermöglicht. Das ist nicht nur für Wissenschaftler und Sprachforscher interessant, sondern für jeden der sich auf Basis zuverlässiger Quellen mit dem Thema auseinandersetzen will.