Wenn ich an Berlin denke, dann denke ich an hippe Individualisten, Techno, ein wenig Chaos und viel Freiheit. Aber ich denke auch gern an das Berlin der goldenen Zwanziger. An die ersten Wellen der Emanzipation, das Flanieren "Unter den Linden", elegante Nachtclubs und die Welt des Burlesque! Letzteres feiert derzeit ein Revival – der beste Beweis das International Berlin Burlesque Festival. Wir haben uns die Opening Show angesehen und uns für euch nach allen Regeln des "Retro-Striptease" bezirzen lassen...

Bereits als ich den Heimathafen Neukölln betrat, hatte ich plötzlich das Gefühl eine Zeitreise zu machen. Türsteher im Smoking, Damen mit Zigarettenspitzen an kleinen runden Tischchen, dazwischen tänzelten luftig bekleidete Divas in glitzernden Paletten. Kein Schimmer von der üblichen Schroffheit und Darkness eines Berliner Clubs oder gar eines hippen Fashionweek Events. Der Raum war erfüllt von magischer Eleganz, zeitloser Ästhetik und… dreimal dürft ihr raten, genau: Erotik!

Nachdem ich mir einen Platz an einem der vorderen Tische ergattert hab, ging die Grand Opening Show auch schon los. Eröffnet wurde das Festival von einer Gruppe quirliger Mädels, die dem Publikum mit sexy Tanzeinlagen einheizten. Danach kam der erste Show-Act: Gloria Suxess in der Rolle eines gewaltig-unerhörten Tunfischs. Richtig gehört! Die Schweizerin mit brasilianischen Wurzeln überzeugte mit einem nicht nur glamourös-kurvigen Striptease, sondern auch Witz!

Genau an dieser Stelle wurde mir die wahre Größe des Burlesque bewusst: Denn bei dieser Art der sinnlichen Enthüllung geht es weder um das „nackte Ausziehen“ noch „purem Sex“, sondern vielmehr eine Rollen-Performance, die Erotik, Ironie, Musik und Charme vereint. Das Gebot einer jeden Künstlerin und eines jeden Künstlers ist hierbei: Alles ist erlaubt und jeder darf!

Ähnlich viel Humor bot das Programm der Niederländerin Zizi Zinonna, bei der ganz „im Stil unserer Bundeskanzlerin“ als oberstes Gebot galt: „Wir schaffen das!“. Somit war der Abend bestückt mit einzigartigen und atemberaubenden Auftritten, facettenreich und unverschämt hot! Besonders fasziniert war ich von dem mystisch-orientalischen Striptease der Irin Bella A Go Go, der magischen Blacklight-Show der „Ladies in Black“ und der freakigen und unkoventionellen Little Madame.

Akrobatische Höchstleistung neben feiner Eleganz und Sinnlichkeit zeigte außerdem die russische Burlesque Queen Miss Ellie Mouse im Aerial Hoop. Mein absolutes Highlight an diesem Abend war jedoch der stilvolle Wortwitz gemixt mit vulgärer Raffinesse und salonfähigem Liebreiz der Rampensau Eve Champagne aus Hamburg. Sie führte als Moderatorin und Seele des Salons durch die Nacht und machte sie unvergesslich.

Das Programm zum Festival und mehr Infos aus der Welt des Burlesque findet ihr hier oder auf Facebook.