Wenn das allergische Niesen allmählich nachlässt, sich nach jedem Spaziergang Laubkrümel im Haar verirren und wir mit bereits roten Wangen nach Hause kommen, dann weiß wohl jeder: es ist Herbst. Endlich. Denn der Herbst kann einiges. Angenehm kühl sein zum Beispiel. Wenn dann noch zaghafte Sonnenstrahlen und sonntägliche Ruhe zusammenfinden, ist es Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang. Wir haben 3 Routen für euch zusammengestellt, die unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem alle ein Ziel verfolgen: Den Herbst noch schöner machen, als er ohnehin schon ist.

Zehlendorf

Start: U Onkel Toms Hütte
Ziel: Mexikoplatz
Dauer: 2-3 Stunden
Highlights: Fischtalpark, Haus am Waldsee
Für: Naturverbundene, Familien, Pärchen, Singles, Architekturverliebte und Flaneure

Zehlendorf ist grüner, ruhiger und gediegener als andere Teile Berlins und somit der perfekte Bezirk für einen sonntäglichen Spaziergang. Unserer Route startet am U Bahnhof Onkel Toms Hütte und führt euch über die Riemeisterstraße direkt ins Fischtal, einem eher langgezogenen Park, der insbesondere bei Joggern sehr beliebt ist. Inmitten von dichten Bäumen und viel Idylle erwartet euch am einen Ende der Anlage ein für Zehlendorf angemessener ,,Teich“ sowie viel Grünfläche. Durch den Fischtalpark spaziert geht’s weiter Richtung Krumme Lanke. Auf dem Weg dahin vergisst man schnell, dass man sich immer noch in einer 3,5 Millionen Einwohner Metropole befindet. Alles wirkt wunderbar heimisch und entschleunigend. Über die Argentinische Allee spaziert, erreicht ihr eure nächste historische Etappe: Das Haus am Waldsee mit dazugehörigem Park. Bereiche dieses Parks sind den Bewohnern der umliegenden Villen vorenthalten, was uns jedoch nicht stören soll, da die eindrucksvolle Anlage von der Waldseebrücke aus fantastisch begutachtet werden kann. Das Haus am Waldsee, erbaut 1923, fügt sich als Landhaus im englischen Stil perfekt in das malerische Bild ein und spätestens dann wirst du dich erneut fragen, wo zur Hölle all die 3,5 Millionen Menschen sein sollen. Solltet ihr im dort noch keine Lust auf Kaffee und Kuchen haben, gönnt euch spätestens am Mexikoplatz eine Waffel mit heißen Kirschen im Eiscafé La Piazza! Von dort aus kann man die ganze Schönheit des Platzes überblicken und stundenlang zusehen, wie Menschen beim Einparken ihrer Luxusschlitten scheitern.




Friedrichshagen

Start: S Bahnhof Friedrichshagen
Ziel: Müggelsee
Dauer: 1-2 Stunden
Highlights: Mauna Kea, Müggelpark
Für: Sonntage mit Oma und Opa, Ruhesuchende Partygänger, Familien, Singles, Wasserratten und leidenschaftliche Cafébesucher

Der Osten soll bodenständiger als der schicke Südwesten sein? Besagt das Klischee. Doch der Schein trügt, ist Friedrichshagen schon lange Anziehungspunkt für Intellektuelle, Künstler und jene, die sich einen sanierten Altbau noch leisten können. Ein wenig erinnert alles an das Holländerviertel in Potsdam, schlendert man vom S Bahnhof die Bölschestraße hinunter. Die Bölschestraße als Lebensmittelpunkt aller Einheimischen. Kino, Supermärkte, historischer Ortskern mit schöner Kirche und noch schöneren Altbauhäusern mit klassizistischen Elementen, kleine Boutiquen sowie Buchläden und wunderbar liebevoll eingerichteten Cafés. Friedrichshagen wirkt aufgeräumt aber nicht spießig. Vermutlich ist die Mentalität eine andere als im mondänen Westen, das Publikum gemischter. Spätestens am Müggelseepark, mit Blick auf’s Wasser, wird man für den (vielleicht) mühsamen Weg an den Rand Berlins entlohnt. Wenn ihr anschließend durch den Spreetunnel auf die andere Seite zur Müggelseeinsel schlendert und all das Grün und die wohltuende Ruhe ihre Wirkung entfalten, dann wisst auch ihr, dass Wald baden schon immer cool war.




Schöneberg

Start: U Kleistpark
Ziel: Akazienkiez
Dauer: 2-3 Stunden
Highlights: Viktoria-Luise Platz, Double Eye, Mattea
Für: frisch gebackene Eltern, Pärchen, Beobachter und diejenigen, die Kreuzberg und Neukölln satt haben

Vom Speckgürtel zurück in die Stadt. Schöneberg erregt nicht viel Aufsehen und wirkt trotzdem immer einladend. Beginnend am Kleistpark sticht diese Route durch zwei Dinge hervor: Gleichermaßen schöne Plätze zum Verweilen sowie eine angemessene Anzahl an Cafés und Restaurants. Ein Besuch bei Mattea ist mit darauf folgendem Spaziergang zum Viktoria-Luise Platz unumgänglich. Schöneberg ist ’ne gute Fusion aus Prenzlauer Berg und Kreuzberg, wodurch ein angenehmes Kiezgefühl entsteht. Vom Viktoria-Luise Platz Richtung Akazienkiez mit Halt am Barbarossaplatz bestätigt sich dieser Eindruck. Alles wirkt einigermaßen in Ordnung, nicht so einnehmend wie andere Bezirke. Was es stattdessen zu bestaunen gibt: Beeindruckende Häuserfassaden, viele kleine Geschäfte und gute Restaurants mit Essen aus aller Welt. Schöneberg hat alles, nur eines nicht: Potenzial, schnell zu nerven.