Introducing: Natanja Mattes aka SORRY FOR SORROW

Wie drückst du dich aus? Wohin wandern deine Gefühle, wenn du drohst zu platzen? Wohin mit den Gedanken, wenn sie nicht ausgesprochen werden wollen? Schreiben? Sport? Musik machen? Natanja zeichnet. Sehr gut sogar. Und nutzt ihr Talent als kompensatorische Maßnahme für Etwas, das oft sehr schwer in Worte zu fassen ist - nämlich das Gefühl.

Gar nicht so einfach Gefühle zu beschreiben, mh? Liebe und Hass sind da mithilfe von ,,Zuneigung“ und “Abneigung“ beinahe simpel zu definieren. Aber was ist mit all den Gefühlen dazwischen? Die, die mit der Liebe kommen und im Hass münden können? Ermüdungsbrüche oder Momente der absoluten Euphorie? Benennen können wir sie alle irgendwie. Sie tiefer zu begreifen und aufgeschlüsselt darzustellen fällt uns dagegen zunehmend schwer. Im Grunde geht es nicht mal darum, sein Innenleben in Perfektion offenlegen zu können. Trotzdem hat es etwas mit Selbstliebe zu tun, sein Inneres begreifen und ein Ventil für mögliche negative Gefühle zu finden. Natanja Mattes, seit 2016 Junior Art Director für das Stuttgarter Musiklabel Chimperator, hat dieses Ventil mit dem Zeichnen gefunden und löst damit nicht nur in sich selbst etwas aus.

Stille Szenerien mit Blick auf das real Existierende sind das, was Natanja mit ihren Zeichnungen zum Ausdruck bringt, und erschafft damit die Quintessenz aller drei kreativen Ventile: aufkommende Gefühle zulassen und zu etwas formen, das am Ende Positives auslöst, nämlich Identifikation. Denn es ist vermutlich genau diese Eigenschaft, die das Schreiben, Zeichnen und Musizieren gemein haben: ein schwammiges, noch nicht greifbares Gefühl umstürzen und etwas wohlklingendes, gut lesbares, oder im Fall von Natanjas Grafiken, visuell greifbar machen. Gefühle klären sich dadurch nicht automatisch, werden jedoch sichtbarer gemacht und können helfen, Gefühlshorizonte zu erweitern.


An was erinnern Natanjas Zeichungen? Klar, Mangas. So sind es Künstler wie Inio Asano oder Yuri Shwedoff, die mit ihrem apokalyptischen Stil eine sichere Inspirationsquelle für sie darstellen. Dennoch steht fest: Inspiration hin oder her, am Ende sind es subjektive Gefühle die zum Ausdruck gebracht werden. Dadurch entsteht zunehmend der Eindruck, Natanja würde sich selbst zeichnen, ist die Ähnlichkeit mit dem Mädchen auf den Grafiken ziemlich verblüffend und sagt selbst, dass der Hund auf den Bildern beinahe immer ihr eigener Hund ist.

Es ist eine fesselnde Melancholie die von ihren Zeichnungen ausgeht und nicht, wie anzunehmen, Unbehagen auslöst. Denn es werden Geschichten erzählt, mit denen wir uns alle schon ein mal konfrontiert sahen. Enttäuschung, Distanz trotz Nähe, Kapitulation oder schlichtes Alleinsein, sprich: den Moment mit sich selbst verbringen, ihn aushalten und einen Nutzen daraus ziehen.

,,Vielleicht erschaffe ich wirklich Dinge, die noch niemand gezeichnet hat. Aber selbst wenn, musste das in dem Moment aus mir raus. Darum sieht mir das Mädchen auf den Bildern immer so ähnlich.“

Das obige Zitat nimmt Bezug auf Peter Savilles Aussage, dessen bekannteste Arbeit vermutlich das ikonische Joy Division Cover war. Er sagt: „Das Einzige was es noch nicht gab ist man selbst.“ und zeigt damit den unermüdlichen Habitus der Kunst auf.

Etwas muss raus. Aus einem selbst. Diese beiden Sätze unterliegen keinem Zwang, wenn man das passende Ventil für sich gefunden hat. Es hat etwas selbsttherapeutisches, sein Innerstes auf kreative Art nach außen zu tragen und ebenso andere damit zu erreichen. Denn Sensibilität für all die kleinen Gefühle zwischen den großen ist nichts Negatives oder gar nerviges, sondern schafft eine empathische Ebene die es dem Künstler, also auch Natanja, ermöglicht, bessere und in ihrer Thematik vielfältigere Grafiken zu erstellen.

Es ist das Verlangen nach Comfort, nach dem wir uns alle sehnen. Und wenn Natanja nicht gerade auf einem Tablet zeichnet, stickt sie ihre Gedanken auf Kleidung. Unter ihrem Künstlernamen sorryforsorrow hat sie eine weitere Möglichkeit gefunden, ihre Arbeiten in die Welt hinauszutragen und macht das, wie wir finden, mit einer beneidenswerten Professionalität und Hingabe. Wir sagen danke an Natanja für den durchaus privaten Einblick in ihre (Arbeits)welt und hoffen auf noch viel mehr kreativen Output.

CREDITS
Wenn dir gefällt was du siehst, findest du Natanjas Arbeiten auf Instagram unter ihrem ofiziellen Account SORRYFORSORROW. Um mehr über Natanja selbst zu erfahren, check ihren persönlichen Account aus!