SICILIAN DIARY ist eine kontinuierliche Serie mit der ich euch auf eine Reise in mein Leben nach Sizilien mitnehme. Von Exkursionen in das sizilianische Hinterland, über spannende Künstler-Portraits, den ein oder anderen kulinarischen Geheim-Tipp bis hin zu kleinen Episoden aus meinem Alltag in Palermo, packe ich die Facetten dieser Trauminsel in mein digitales Tagebuch. Doch im ersten Teil erzähle ich euch erst einmal, wie es überhaupt dazu kam, dass ich hier gestrandet bin...

Mit dem heutigen Tag sind es genau zwei Wochen, dass ich vollgepackt mit zwei riesigen Koffern, meiner Gitarre und einer kleinen Pflanze erneut den sizilianischen Boden betrat. Sizilien und ich kennen uns schon seit einer Ewigkeit. Genau genommen haben wir eine ziemlich lange und turbulente Beziehung hinter uns. Mit süßen 16 verschlug es mich das erste Mal zu einem der südlichsten Zipfel Europas. Der Anlass war damals ein Austauschprojekt der EU. Das Resultat 15 Jahre später: Eine nie endende und bedingungslose Liebe für diese Insel. Bereits während meines Studiums kehrte ich nach Palermo zurück, lebte hier in Folge vier Jahre und arbeitete an einer Schule für Dokumentarfilm.

Doch Sizilien hat auch seine Schattenseiten. Das berufliche Leben ist nicht einfach zu bestreiten. Niedrige Löhne, Arbeitslosigkeit und fehlende kulturelle Infrastruktur zwangen bereits viele junge Sizilianer dazu ihre Insel zu verlassen. Auch ich trat 2012 den Rückzug an und schuf mir in Berlin eine neue Basis. Das pulsierende Herz Deutschlands ließ mich wachsen und reifen. Die Erfahrungen, die ich in Berlin machte, sind für mich heute unersetzlich. Ich lernte auf meinen eigenen zwei Beinen zu stehen, begann meinen Weg als Freiberuflerin und traf einzigartige Menschen, die mich jederzeit inspirierten.

Palermo verschwand jedoch nie aus meinem Herzen. Jeden Sommer kehrte ich zu meiner ständig wachsenden sizilianischen „Familie“ zurück, tankte oftmals die Energie auf, die ich in Berlin verbrannte und schmiedete neue kreative Pläne. Sizilien wurde der Anker für mich, der alles festhielt und dank dessen ich gleichzeitig im Stande war loszulassen und die Welt frei zu erkunden. Mit jeder Rückkehr auf die Insel wurde mir klarer: Es muss einen Weg geben Berlin und Palermo zu verbinden und zeitgleich etwas Neues zu schaffen, das nicht nur für mich, aber auch anderen neue Perspektiven gibt.

So wurde die Idee von Sici.scatta geboren – ein Herzensprojekt für das ich nach Palermo zurückgekommen bin und mit dem ich bis zum Herbst ein Netzwerk aus Fotografen, Filmemachern und Locals bilden will, um künftig in Sizilien Fotografie und Reisen zu verbinden. Unterstützung fand ich dank des EU-Programms Erasmus for Young Entrepreneurs, das mir dabei hilft die Entwicklung des Start-ups in den kommenden sechs Monaten voranzutreiben.

Und nun? Nun beginnt das Abenteuer. Altes und Neues kommt zusammen, Bilder entstehen, Wege werden erkundet, Partnerschaften geflochten und Träume gesponnen. Zeitgleich bietet Sizilien für mich den perfekten Nährboden einzigartiger Geschichten. Im Juni wird die 12. Edition des internationalen Festivals für moderne Kunst MANIFESTA in Palermo seine Pforten öffnen. Zahlreiche Künstler aus der ganzen Welt werden dazu hier sein. Mit dem deutschen Fotografen Torsten Schumann, der momentan eine Artist Residency in Palermo hat, habe ich bereits gesprochen und erfahren warum für ihn Palermo mehr als nur eine Reise wert ist. Das Interview hierzu gibt es bald online.

Außerdem nehme ich euch in den kommenden Wochen auf meine Exkursionen zu wilden Stränden, unberührter Natur in den Bergen und erstaunlichen Initiativen lokaler Bauern und Handwerker mit. Keep you updated!