Nachdem ich euch zuvor Bologna vorgestellt habe, geht unsere Reise nun weiter nach Florenz! Die zweite der drei italienischen Großstädte auf unserem City Hopping Trip durch die Sonne...

Allein der Name „Florenz“ ruft unweigerlich Poesie und Kunst in unserem Gedächtnis hervor. Die Hauptstadt der Toskana ist seit jeher eine Metropole des schönen Geistes. Hier liegt die Wiege der Renaissance, jener Epoche die aus dem dunklem Mittelalter herausführte und erneut der Kultur und Wissenschaft ihren Antrieb gab. Bis heute ist Florenz mit den Vordenkern und Meistern der Menschheit verbunden. An jeder Ecke begegneten mir Da Vinci, Dante Alighieri, Galileo, Michaelangelo, Botticelli oder Machiavelli. Niemand geringerer als Cäsar selbst als gründete Florentia (was soviel bedeutet wie „Die Blühende“) im Jahre 59 vor Christus im sumpfigen Tal des Arno. Und so bestimmte der Name der Stadt wohl auch ihr Schicksal: Florenz lässt den Geist erblühen! Wie? Ich habe mich auf die Suche danach begeben…

Hilfe bekam ich dabei von der Filmemacherin Elettra Fiumi. Ich traf sie in Florenz für ein Interview, das im Mai für das Reportage Magazin Deine-Korrespondentin.de erscheinen wird. Elettra, die normalerweise in New York lebt, ist in Florenz geboren und aufgewachsen. Ihre Mama ist Amerikanerin, ihr Vater Fabrizio war ein waschechter Florentiner. Vor vier Jahren starb Elettras Dad und hinterließ ein unglaubliches Archiv mit alten Super-8-Aufnahmen, Fotos, Postern und Manuskripten aus den 1960er und 1970er.

Damals eröffnete Fabrizio Fiumi zusammen mit Freunden, die alle zur Architekten-Gruppe 9999 gehörten, eine der ersten Diskotheken Europas in Florenz, das Space Electronic. Darin organisierten sie provokative Kunstaktionen, Jam Sessions, Theaterstücke und vieles mehr. Die Idee dazu holten sich die Pioniere der Nachtszene Mitte der Sechziger natürlich in New York, genau genommen im Electric Space, jenem Nachtclub in dem Andy Warhol Art Director war, Velvet Underground die Hausband und Frank Zappa ein und aus ging. Das Space in Florenz stand dem in nichts nach: Lightshows und psychedelisches Ambiente, verrückte Performances, die einer Orgie auf der Tanzfläche glichen und Rock-Ikonen wie Canned Heat, Van Der Graaf Generator oder Atomic Rooster auf der Bühne.

Elettra entschied aus diesem Material und weiteren Interviews einen Dokumentarfilm zu produzieren mit dem Titel „A Florentine Man“. Darin erzählt sie die Geschichte ihres Vaters und der Künstlerbewegung des Radical Designs. So führte sie mich in Florenz an all jene Orte, an denen ihr Vater seine Spuren hinterließ. Eine unglaublich emotionale und vor allem inspirierende Begegnung, die mir bewusst machte, dass diese Stadt nicht nur zur Renaissancezeit eine Wiege für neue Ideen war, sondern auch später bahnbrechende Zeugnisse schuf.

Wenn ihr euch für Kunst und Historie interessiert reichen zwei Tage in Florenz sicherlich nicht aus, da es nirgends mehr Museen, Kirchen und Sehenswürdigkeiten gibt, die von der reichen Geschichte der Stadt zeugen. Für einen ersten kurzen Eindruck reicht jedoch ein langer Spaziergang durch die Stadt, vorbei an den alten Palästen der Medici, dem Palazzo Vecchio und dem Palazzo Strozzi, den Uffizien, dem Duomo Santa Maria Del Fiore, der Chiesa Santa Croce und natürlich der belebten Ponte Vecchio. Eine Brücke, die immer noch an die alten Zeiten erinnert und den Arno mit ihre Farben ziert.

Um das perfekte Panorama zum Sonnenuntergang zu haben, solltet ihr zu dem unbedingt auf den Piazzale Michelangelo hochlaufen. Das ist ein Muss und wird euch Florenz unvergessen machen! Generell lohnt es sich aus der Stadt herauszufahren und sie von oben zu bewundern. Auch ein Ausflug in die umliegenden Berge von Florenz ist absolut empfehlenswert. Hier schmiegen sich Olivenhaine und Weinberge an verträumte Hügellandschaften. Wenn ihr Lust auf Natur habt und einmal tief Luft holen wollt, dann solltet ihr euch in der Casa Le Argille ein Plätzchen sichern!

Zu guter Letzt sei jedoch vor allem eines nicht zu vergessen: Die Küche! Klar! Immerhin sind wir in Italien. Und weil jede Region des Landes ihre eigene Kulinarik hat, kommen Fleischliebhaber in der Toskana auf ihre vollen Kosten. Florenz ist nicht nur der Hotspot von Kunst und Kultur, sondern auch der Bistecca alla Fiorentina. In seiner originalen Variante ein bis zu 1,3 Kilo schweres und 6 cm dickes T-Bone Steak, das von den Jungochsen der weißen Chianina-Rinder stammt, die es nur in der Toskana gibt. Für einen ausgiebigen Aperitif oder ein Abendessen mit vielen kleinen florentinischen Leckereien, bei denen auch Vegetarier satt werden, empfehle ich zudem die wunderschöne Bar Il Santino, ganz in der Nähe meines Lieblingsortes der Piazza Santo Spirito. Also dann, ein Prosit auf Florenz und die schönen Künste!