Angst, Depression, Drogensucht – Psychische Störungen gehören zum Alltag für viele Betroffenen und haben die unterschiedlichsten Ausprägungen. Doch immer noch sind sie ein Tabu in unserer Gesellschaft. Die Ausstellung "CRAZY – Leben mit psychischen Erkrankungen" im f³ – freiraum für fotografie in Berlin will nun die Augen öffnen. Gezeigt werden die Arbeiten der fünf international renommierten Fotografen Laia Abril (Spanien), Sibylle Fendt und Nora Klein (Deutschland), Louis Quail (UK) sowie Melissa Spitz (USA).

Knapp 18 Millionen Menschen in Deutschland sind im Laufe ihres Lebens von psychischen Störungen betroffen, mit ihnen Freunde und Verwandte. Nicht nur auf das soziale sondern auch auf das berufliche Leben haben psychische Erkrankungen starke Auswirkungen. Oftmals sind sie mit Stigmata behaftet, andere Male sind Krankheitsbilder unklar und sehr individuell. Dadurch wird es schwer der Welt der Betroffenen nahe zu kommen und Nahestehende sind verunsichert im Umgang mit ihnen. In der Gruppenausstellung „CRAZY – Leben mit psychischen Erkrankungen“ setzten sich die Fotograf*innen aus persönlichen Gründen mit dem Thema auseinander.

© Melissa Spitz

Die Serie „The Epilogue“ der spanischen Fotografin Laia Abril beschäftigt sich beispielsweise mit Weiblichkeit und dem Körperbild. Sie erzählt die Geschichte der Familie Robinson, die ihre jüngste Tochter durch Bulimie verlor. Das gleichnamige Buch wurde für den Paris Photo – Aperture Foundation PhotoBook Award 2014 nominiert.

© Laila Abril

Die Fotografin Nora Klein aus Erfurt beschäftigt sich dagegen seit vielen Jahren mit der Krankheit Depression. Gemeinsam mit Betroffenen unternahm sie eine fotografische Annäherung und den Versuch die Erkrankung in Bilder zu fassen. Ihr Bildband „Mal gut, mehr schlecht.“ wurde von der Stiftung Buchkunst für die Auszeichnung der Schönsten Deutschen Bücher 2017 nominiert. Mit ihrem Projekt „Gärtners Reise“ dokumentiert die Ostkreuz Fotografin Sibylle Fendt die letzte Reise des Ehepaars Gärtner in ihrem Wohnwagen. Die beiden passionierten Camper durchquerten darin ganz Europa. Zwei Jahre vor der Reise hatte Elke Gärtner die Diagnose Demenz erhalten. Ihr Ehemann wollte sie so lange wie möglich begleiten. Mit den Bildern schuf die Berlinerin Symbole für eine Reise in unbekanntes Terrain.

Intim und unittelbar hält der Brite Louis Quail mit seiner Serie „Big Brother“ das Leben seines Bruders mit Schizophrenie fest. Er offenbart den Menschen in einer Krise, ohne dabei jedoch auf die Wertschätzung für ihn zu verzichten. Ebenso schuf die Fotografin Melissa Spitz eine persönliche Momentaufnahme ihrer schwer psychisch erkrankten Mutter in „You Have Nothing to Worry About“. Die Fotografien sind über einen Zeitraum von zehn Jahren entstanden und zeigen Spitz‘ Mutter in verschiedenen Stadien der Erkrankung. Die New Yorkerin wurde vom TIME Magazine zur Instagram-Fotografin 2017 gewählt.

© Melissa Spitz

Im Rahmen der Ausstellung wird es verschiedene Veranstaltungen geben, die einen öffentlichen Dialog in den Fokus stellen und somit für das Thema sensibilisieren.

FOTO-FÜHRUNG: Sonntag, 11 Uhr, am 3. März und 7. April 2019; Eintritt frei.
FOTO-JAM: Ohren auf hier kommen Bilder! Mittwoch, 6. März 2019, 19 Uhr; Eintritt frei.
FOTO-TALK: AUF DER COUCH, Mittwoch, 20. März 2019, 19 Uhr; Eintritt: 5 € / ermäßigt 3 €.

FACTS

Wann: 15. Februar — 21. April 2019
Wo: f³ – freiraum für fotografie, Waldemarstraße 17, Berlin
Öffnungszeiten: Mi-So 13-19h. Besondere Öffnungszeiten für Gruppen auf Anfrage.
Eintritt: 5 € / ermäßigt 3 €