Satt, beschallt und unendlich positiv beeindruckt vom Festival Finale geht ein Event zu Ende das sich sicherlich noch einige Jahre in den Köpfen von 75.000 Besuchern festhalten lässt: Die Rede ist vom Flow Festival 2017, das vergangenes Wochenende in Helsinki stattfand und ein weiteres Jahr mit visuell vielseitigen Dimensionen begeisterte. Und wir, wie könnte es auch anders sein, mitten drin im Getümmel.

Musik & Kultur
Begonnen hatten wir an diesem Tage mit dem „Still Dreaming Quartett“ von Joshua Redman in der 360° Ballon Stage, wo der Drummer ein Solo spielte, das alle sekundenschnell sprachlos machte. Young Thug, einer der wenigen Hip Hop Acts aus den Staaten wurde zur deutschen Primetime, 20:15 mit gemischten Gefühlen betrachtet. Jedoch ließen sich die ein oder anderen Fans des Rappers zu Moshpits hinreissen, als die harten Atlanta Trap Beats den Boden beben ließen. Am späten Freitagabend überzeugte Lana Del Rey das Publikum so dermaßen, dass sogar ein Fan auf die Bühne kletterte und sich umarmend bei ihr für den überzeugenden Auftritt bedankte.

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Besonders im Blickpunkt zwischen den großen Namen, konnte man sich jederzeit im neuen Red Garden originellem Elektro oder uns allen bekannten 90er Hymnen widmen. Der Backyard war dieses Jahr mehr als Lounge ausgelegt, in der man sich zwischen allen Essenständen auf bequemen und kreativen Sitzgelegenheiten entspannen konnte. Mit dem Frontyard wurde dieses Jahr die Rave Plattform gesetzt, wo sich viele bis in die Morgenstunden mit Muskelkater und Superstar Nina Kraviz aufhielten. Zudem gab es auch The Other Sound, eine etwas mehr abstraktere Location, die sich innerhalb eines Gebäudes befand und mit viel Licht und Qualm inszeniert wurde. Unser totaler Favorit ist und bleibt jedoch das Erlebnis an der 360 Grad Ballon Stage, die sich dieses Jahr knapp 10 Minuten zu Fuß vom großen Gelände befand, jedoch mit tollen Künstlern ausgestattet wurde, die mit Live Musik das Surround System vollkommen machten.

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Am Samstag begann unserer Tag mit einem Interview mit Töölön Ketterä, ein junges und aufstrebendes Rap Duo aus dem Herzen Helsinkis, die uns schon in vergangener Zeit sehr überzeugt hatten. Das Interview wird in einem separaten Beitrag erscheinen, wo wir, da Sie uns viel erzählen konnten, auf die 2 Jungs und ihre Geschichte genauer eingehen werden. Kurz danach folgte auch schon der Auftritt von Silvana Imam, der schwedischen Königin des Raps, die mit ihren dunklen Visuals und Energie das Publikum fesselte.

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Leider ließ der Wettergott keine Gnade für Danny Brown übrig, der nach 30 Sekunden wegen des verheerenden Sturms über Helsinki das Konzert abbrechen musste. Jedoch verblieb uns ein Bild, das zeigt, wie er das Gewitter ankommen sieht. Genauso atemberaubend wie der Himmel nach dem Unwetter war auch der Auftritt von Alma, die mit ihrer kräftigen Stimme am Samstag Abend dem Unwetter verbal Angst einjagte, sodass es entfloh und alle Gäste weiter feiern konnten. Während und zuvor schlugen viele Blitze über Helsinki ein, jedoch boten The xx eine noch weitaus elektrisierendere Lichtshow auf der Main Stage an diesem Abend, worauf Flume gegen Mitternacht mit seinem Set aus eigener Produktion den musikalischen Segen für die frühen Morgenstunden gestaltete.

Am Sonntag war bei uns mehr der Rap im Fokus, dennoch starteten wir den Tag mit der Show von Künstler und Freund Elias Gould, der über die Jahre hinweg im Blickpunkt vieler Festivals in Finnland geraten ist. Nachfolgend hat es uns in das Black Tent getrieben, wo bisher die meisten Rap Künstler aufgetreten sind, um den finnischen Rapper Kube zu betrachten, danach folgte im selben Zelt gewaltige Frauen Power mit Ansage von der New Yorker Rapperin Princess Nokia.

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Vor dem großen Finale haben wir uns zu Vince Staples ins Lapin Kulta Red Tent begeben, der uns mit seinem North Beach Vibe für eine Stunde nach Los Angeles versetzte. Doch nichts hielt uns und die restlichen Besucher auf, so schnell wie möglich zur Main Stage zu marschieren – Frank Ocean war auf dem Programm und gefühlte 30.000 Leute erwarteten das Highlight des Wochenendes. Zurecht, denn die gesamte Bühne bildete ein Studio ab, in dem Frank Ocean auch Songs auf einem großen Recorder aufnahm und abspielte; zudem ließ auch das amateurhafte Filmen des Kameramanns und Schwenker auf den Laptop vom VJ auf ein durchdachtes Konzept schließen, das jeden sprachlos machte. Am Ende setzte Frank Ocean noch einen drauf und ließ den Songtext von „Nikes“ auf die große Leinwand projizieren während er entlang des Laufstegs von allen Leuten bestaunt wurde. Das musikalische Finale hingehen setzte Moderat, die die letzte Nadel nicht im Heuhaufen, sondern auf ihren Platten fanden, um das Publikum noch ein letztes Mal anzuheizen.

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Food & Drinks
Auch ein dieses  Jahr ließen wir uns den kulinarischen Gaumenschmaus nicht entgehen und langten am ersten Tag schon kräftig zu. Eine Bekannte, halb Berlinerin, lud uns zur ersten täglichen Stärkung auf einem köstlichen „Falafel-Burrito“ bei Na’am Kitchen ein. Gefüllt mit Rotkraut, Koriander und natürlich Falafel im Magen vergaßen wir vor lauter Heißhunger die restlichen Zutaten.

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In den nächsten Tagen kosteten wir u.a. einen sogenannten Chicken Samoon von Middle Feast, das einer Pide leicht ähnelte und widmeten uns auch der koreanischen Küche bei Twisted Kitchen, aßen Yellow Cococunt Curry und probierten bei Kimichi & Chicken Gang am letzten Tage den Surf Turf Kimchi Bucket. Wer Street-Food liebt und sich wortwörtlich nicht satt sehen kann, sollte sich unbedingt im Backyard auf dem Flow Festival befinden. Hinzu kommen auch einige Hochkaräter wie Farang oder Roster die, wie es sich hier im Norden gehört, mit Hummer oder Meeresfrüchten an ihren Ständen punkteten. Wer jedoch durstig war, konnte sich an zahlreichen Bars Drinks holen, besonders beliebt der angelegte Garten für den „Lonkero„, einem Long Drink mit 4 verschiedenen Geschmacksrichtungen. Zudem gab es auch zahlreiche Möglichkeiten für Whiskey, Wein und Cocktails. Ganz frisch und in aller Munde war beispielsweise der Red Bull Spritzer am gleichnamigen Stand.

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People & Fashion
Von Glitzer, leuchtenden Farben bis hin zu Stilen aus hippen Jahrgängen findet man überall auf dem Gelände schöne Menschen, die ihrer Kreativität in der Hinsicht freien Lauf ließen. Man spürte sofort, dass man sich auf einem Festival befindet, wo Design, Kunst und das Ausleben der kreativen Ader groß geschrieben ist. So fanden sich natürlich auch viele Fashion Reporter, Blogger und einflussreiche Charaktere auf diesem Festival. Zudem besuchten auch viele einheimische Künstler das FLOW um zu netzwerken oder sich inspirieren zu lassen. Für uns persönlich sprang der Funke der guten Laune bei jedem um. Auch wenn das große Unwetter am zweiten Tag den Auftritt von Danny Brown unterbrochen hatte, hatte das Publikum lauthals unter dem Schutz vor dem Regen weitergefeiert.

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Art & Design
Jedes Jahr überrascht das Festival mit einer visuellen Grundausstattung, die die Leute immer dazu verdonnert 100 Selfiekunsstücke an den bemalten Gelände zu knipsen. Hinzu sind viele der sogenannten Yards mit fantastischer Dekoration ausgestattet, wie z.b die roten Ballons, die schon seit einigen Jahren das Markenzeichen geworden sind und zudem auch in den Flyern vorkommen, aber auch Kunstwerke und Austellungen sind in manchen bereichen zu finden. All das macht das Festival noch inspirierender und aufregender, besonders wenn der Mix für die Augen und die Ohren wunderbar geeignet ist.

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Vielen Dank für die Einladung auch in diesem Jahr – liebes Flow Festival, wir kommen immer wieder gern zu dir nach Helsinki! Bis 2018 in neuem Glanze!